Juni 2025: Während die Welt mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Superintelligenz rast, spielt Deutschland noch immer Wikipedia mit ChatGPT. Wir sind weltweit die dritthäufigsten Nutzer – aber nutzen ein hochentwickeltes Denkwerkzeug häufig nur, um triviale Fragen zu stellen. Es ist, als würden wir einen Supercomputer bitten, uns 2 mal 2 auszurechnen.
Dabei beschreibt Sam Altman, CEO von OpenAI, in seinem Essay „The Gentle Singularity“ gerade eindringlich, dass wir bereits mitten im sanften Takeoff zur Superintelligenz sind. Laut Altman erleben wir keinen abrupten Knall, sondern eine stetige, exponentielle Entwicklung. „Wunder werden zur Routine und dann zum Standard“, beschreibt er den Prozess treffend.
International wird zunehmend offen diskutiert, dass KI die Arbeitswelt radikal verändern wird – Anthropic-CEO Dario Amodei spricht etwa von Arbeitslosenquoten zwischen 10% und 30%. Diese Diskussion findet in Deutschland bisher nicht statt. Stattdessen verstricken wir uns in Nebenkriegsschauplätzen, während der technologische Wandel immer schneller voranschreitet.
Deutschland hat sich beim KI-Einsatz in Unternehmen im europäischen Vergleich verbessert: Etwa 20 bis 27 % der Unternehmen nutzen inzwischen KI, wodurch Deutschland (inzwischen) eher im oberen Drittel liegt. Dennoch bleibt Deutschland hinter Spitzenreitern wie Dänemark und Finnland weit zurück.
Der renommierte KI-Forscher Leopold Aschenbrenner, ein Deutsch-Amerikaner und ehemaliger Mitarbeiter von OpenAI, prognostizierte bereits 2024, dass wir zwischen 2026 und 2027 die sogenannte „Knowledge Explosion“ erreichen werden.
Ab diesem Zeitpunkt wird Künstliche Intelligenz autonom forschen – und zwar potenziell tausendfach (oder millionenfach) zu einem Forschungsthema (Medizin, Materialforschung, younameit), parallel, 24 Stunden täglich. Google AlphaEvolve optimiert bereits heute autonom seinen eigenen Quellcode!
Die Welt handelt – Europa reguliert
Während in den USA Tech-Giganten wie Amazon, Microsoft und Google jeweils zwischen 75 bis 100 Milliarden US-Dollar jährlich in KI-Infrastrukturen investieren, wählt Europa einen anderen Weg. Der Fokus liegt hier auf der Regulierung, angetrieben von dem grundsätzlich wertvollen Ziel, einen sicheren und ethischen Rahmen für KI zu schaffen (siehe EU AI Act).
Doch während diese wichtigen Leitplanken errichtet werden, zieht der globale Innovationszug mit Höchstgeschwindigkeit vorbei. Die Investitionspläne spiegeln diese unterschiedlichen Prioritäten wider: Dem europäischen Aufbau von „AI Factories“ mit einem Budget von mindestens 20 Milliarden Euro steht allein das US-Projekt „Stargate“ (OpenAI, Microsoft u. a.) mit einem geplanten Volumen von (geplanten) über 500 Milliarden US-Dollar gegenüber.
Diese Diskrepanz setzt sich fort: Während China aktiv über eine Anpassung des Urheberrechts an die KI-Welt diskutiert, herrscht im Westen ein vertrautes Bild von Klagen gegen KI-Firmen. Für Deutschland, einst berühmt für seine Grundlagenforschung, bedeutet dies: Wir verlieren Talente ins Ausland – auch, weil die gut gemeinte Regulierung den dringend benötigten Innovationsschub ausbremst.
Jetzt oder nie – “AI First” als dringende Priorität
Sam Altman betont, dass wir die exponentielle Kurve des KI-Fortschritts aktiv gestalten müssen. Die entscheidenden Jahre sind jetzt. Seine Prognose:
2025: Autonome KI-Agenten für kognitive Tätigkeiten – können auch KMUs bereits für sich nutzen.
2026: Systeme, die neue wissenschaftliche Erkenntnisse generieren. Erste Unternehmen gibt es bereits heute: Sakana AI, Google AlphaEvolve, u.v.a.
2027: Roboter, die reale Aufgaben übernehmen.
Was bedeutet das konkret für Deutschland, für Dich und Dein Unternehmen?
Es bedeutet, dass wir genau jetzt handeln müssen – auf persönlicher Ebene ebenso wie in Unternehmen. Altman rät, die Angst vor Jobverlusten durch aktives Lernen und Experimentieren mit KI zu ersetzen. Produktivität könnte um den Faktor 5 bis 10 steigen, wenn wir konsequent KI-Technologien integrieren und uns darin fortbilden.
KI ist eine Chance – keine Bedrohung
Meine klare Überzeugung ist, dass KI ein Werkzeug ist, kein Ersatz für Menschen. So beschrieb ich es in einem Vortrag vor drei Tagen:
- KI ergänzt unsere Arbeit und erweitert menschliche Fähigkeiten.
- Menschliche Werte bleiben zentral – der Mensch steht weiterhin im Mittelpunkt.
- Innovation ja — aber nicht um den Preis unserer Werte.
Historisch betrachtet waren technologische Revolutionen immer begleitet von Ängsten – vom Buchdruck über die industrielle Revolution bis zur Digitalisierung. Jedes Mal entstanden aus Ängsten neue Branchen, Chancen und enorme Produktivitätssteigerungen.
Was tun – die fünf Schritte für den Mittelstand
Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), Selbstständige und Handwerker müssen jetzt dringend handeln, um ihre Zukunft aktiv zu gestalten:
Lernen, lernen, lernen:
Nutze Bildungsangebote wie meinen Kurs ThinkAI. Dank staatlicher Förderungen von bis zu 90% fällt der Einstieg deutlich leichter.
Werde zum Meister der KI-Werkzeuge – mit System: Nicht nur Tools ausprobieren. Baue eine echte KI-Strategie auf, die deine Prozesse, Produkte und Geschäftsmodelle neu definiert. Dabei helfen Systeme wie ThinkAI.
Kreativität als Schlüssel: Investiere in Ideen, Strategien und Innovationen – Routinearbeiten werden künftig KI übernehmen. Entwickle dein Business mit KI für mehr Produktivität.
Menschliche Stärken ausbauen: Kommunikation, Empathie, Teamführung bleiben unverzichtbar. Präsens-Wissen wird unersetzbar sein.
Fazit – Deutschlands Zukunft liegt in unseren Händen
Ja, wir stehen vor gewaltigen Veränderungen. Aber genau darin liegt eine enorme Chance! Wie Altman schreibt: „Die Singularität geschieht Stück für Stück und die Verschmelzung vollzieht sich langsam.“ Deutschland steht an der Weggabelung: Jetzt handeln – oder zusehen, wie andere Geschichte schreiben.
Oliver Welling, 13.6.2025
