KI im Wahlkampf spielt auch in Deutschland eine massive Rolle. Die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) in politischen Kampagnen ist ein heiß diskutiertes Thema. Während einige die Effizienzsteigerung und neue Möglichkeiten der Wähleransprache betonen, warnen andere vor Manipulation, Desinformation und einem Vertrauensverlust in die Demokratie. Eine aktuelle Studie der Otto Brenner Stiftung (OBS) liefert nun aufschlussreiche Erkenntnisse darüber, wie die deutsche Bevölkerung den KI-Einsatz im Wahlkampf bewertet und wahrnimmt.
Wie wichtig das Thema Künstliche Intelligenz inzwischen in Deutschland ist, zeigt auch die Initiative aus Hamburg: KI für Deutschland. Ein Weckruf für Unternehmen.
Hintergrund Otto-Brenner-Stiftung
Die Otto-Brenner-Stiftung (OBS) ist eine gemeinnützige Stiftung, die 1972 gegründet wurde und ihren Sitz in Frankfurt am Main hat. Sie ist die Wissenschaftsstiftung der Gewerkschaft IG Metall und verfolgt das Ziel, Wissenschaft und Forschung zu fördern, insbesondere im Bereich der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und Europas.
Die Stiftung wurde zu Ehren von Otto Brenner, dem ehemaligen Vorsitzenden der IG Metall, ins Leben gerufen. Ihre Arbeit orientiert sich stark an Brenners Überzeugung, dass die Wirtschaft der Gesellschaft dienen soll, nicht umgekehrt. Die OBS sieht sich als kritisches gesellschaftspolitisches Forum und befasst sich mit Themen wie Medienkritik, Zivilgesellschaft, Demokratie sowie den Herausforderungen von Arbeit und Globalisierung.
Schwerpunkte der Stiftungsarbeit
Die Stiftungsarbeit gliedert sich in folgende Themenbereiche:
- Medienkritik und Medienpolitik
- Zivilgesellschaft und Demokratie
- Gewerkschaften, Arbeit und Globalisierung
- Ost- und Westdeutschland.
Die OBS fördert nicht nur wissenschaftliche Projekte, sondern organisiert auch kulturelle Veranstaltungen und Seminare. Zudem vergibt sie den Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus.
Politische Nähe
Die Otto-Brenner-Stiftung ist eng mit der IG Metall verbunden, die traditionell eine sozialdemokratische Ausrichtung hat. Daher wird die Stiftung oft als parteinah zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) angesehen. Sie engagiert sich für soziale Gerechtigkeit und die Stärkung demokratischer Strukturen in der Gesellschaft.In jüngeren Studien hat die OBS auch die Aktivitäten anderer politischer Stiftungen analysiert, insbesondere im Kontext des Aufstiegs der Alternative für Deutschland (AfD) und deren parteinaher Stiftung. Diese Untersuchungen zeigen ein Engagement der OBS gegen extrem rechte Tendenzen in der politischen Landschaft. Insgesamt verfolgt die Otto-Brenner-Stiftung das Ziel, durch ihre Forschungs- und Bildungsarbeit zur Stärkung einer demokratischen und sozialen Gesellschaft beizutragen.
Das musst Du wissen – KI im Wahlkampf: Kritische Bewertung
- Deutsche Bevölkerung skeptisch: Über die Hälfte der Deutschen sehen den Einsatz von KI in Wahlkämpfen kritisch und als gefährlich an.
- Regulierung gefordert: Eine deutliche Mehrheit wünscht sich verbindliche Regeln für den KI-Einsatz, insbesondere Kennzeichnungspflichten und unabhängige Kontrollen.
- Wirkung von KI-Bildern begrenzt: KI-generierte Bilder unterscheiden sich in ihrer emotionalen Wirkung kaum von echten Fotos, die Botschaft bleibt entscheidend.
- Effizienzsteigerung vs. neue Dynamiken: KI optimiert Kampagnen, verändert aber nicht grundlegend die politische Willensbildung.
- Medienkompetenz entscheidend: Aufklärung und kritische Auseinandersetzung mit KI-Inhalten sind wichtiger denn je.
Fakten aus der OBS-Studie „Künstliche Intelligenz in politischen Kampagnen“:
- Skeptische Mehrheit: Über 50 Prozent der deutschen Bevölkerung bewerten KI-Inhalte in politischen Kampagnen als gefährlich, unakzeptabel oder nicht wünschenswert.
- Hohe Zustimmung zu Regulierung: 83 Prozent der Befragten fordern Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte im Wahlkampf.
- Überprüfung gewünscht: 75 Prozent der Befragten befürworten eine Überprüfung künstlich erzeugter Inhalte durch unabhängige Expert*innen.
- Geringe Erkennbarkeit: Das Online-Experiment zeigt, dass KI-generierte Bilder kaum von echten Fotos zu unterscheiden sind.
- Emotionale Gleichwertigkeit: KI-Bilder und reale Fotografien wirken emotional nahezu identisch auf Betrachter*innen.
- Ablehnung realistischer KI-Bilder: Über 40 Prozent der Befragten lehnen die Erstellung realistischer Fotos und Videos mittels KI im Wahlkampf ab.
- Kaum Berührungspunkte: 60 Prozent der Befragten haben bisher keine bewusste Wahrnehmung von KI-basierter Wahlwerbung gehabt.
- Positive Botschaften wirken: KI-Bilder mit positiven Botschaften werden authentischer wahrgenommen und reduzieren Skepsis gegenüber KI.
- Alter und Geschlecht relevant: Ältere und weibliche Befragte bewerten KI-Kampagnen kritischer.
- Parteibewertung sinkt: Parteien, die KI einsetzen, werden von einem Großteil der Bevölkerung kritischer beurteilt.
- Ineffektive Aufklärungstexte: Aufklärungstexte zeigen im Experiment nur begrenzte Wirkung bei der Erkennung von KI-Bildern.
- Begrenzte Chancenwahrnehmung: Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung erkennt das Potenzial von KI, Wahlwerbung gezielter zuzuschneiden.
- Skepsis überwiegt Chancen: Die Bevölkerung sieht in Bezug auf KI im Wahlkampf mehr Risiken als Chancen.
- Forderung nach Parteiverzicht: Knapp die Hälfte der Deutschen (48%) findet, dass Parteien und Politiker*innen freiwillig auf KI verzichten sollten.
Hauptfrage: Wie bewertet die deutsche Bevölkerung den Einsatz von KI in politischen Kampagnen?
Die OBS-Studie zeigt ein klares Bild: Die deutsche Bevölkerung begegnet dem Thema KI im Wahlkampf mit Skepsis und Sorge. Obwohl Potenziale gesehen werden, überwiegen die Bedenken hinsichtlich Manipulation, Desinformation und Vertrauensverlust. Doch wie tiefgreifend ist diese Skepsis wirklich? Welche konkreten Bedenken und Erwartungen haben die Bürger*innen? Und wie können wir einen verantwortungsvollen Umgang mit KI in politischen Kampagnen sicherstellen? Diesen Fragen gehen wir im Detail nach.
Folgefragen (FAQs)
- Wie groß ist das Wissen der Bevölkerung über KI im Kontext politischer Kampagnen? (KI-Wissen Bevölkerung Wahlkampf)
- In welchen Bereichen sehen Bürger*innen Chancen und Risiken beim KI-Einsatz im Wahlkampf? (KI Chancen Risiken Wahlkampf)
- Otto Brenner Stiftung legt Arbeitspapier zu Künstlicher Intelligenz in politischen Kampagnen vor
- Wie werden KI-generierte Bilder im Vergleich zu echten Fotos wahrgenommen und bewertet? (KI-Bilder vs echte Fotos Wahrnehmung)
- Welche Regulierungsmaßnahmen für KI-Kampagnen befürwortet die Bevölkerung? (KI Regulierung Wahlkampf Maßnahmen)
- Inwiefern beeinflusst die Konfrontation mit KI-generierten Inhalten die Einstellung der Bürger*innen zu KI und Politik? (KI-Einstellung Politik Beeinflussung)
Antworten auf jede Frage
Wie groß ist das Wissen der Bevölkerung über KI im Kontext politischer Kampagnen?
Die Studie zeigt, dass viele Deutsche noch wenig Berührungspunkte mit KI-generierten Inhalten im Wahlkampf hatten. Rund 60 Prozent der Befragten gaben an, keine bewusste Wahrnehmung von KI-basierter Wahlwerbung zu haben. Dennoch ist ein gewisses Grundwissen vorhanden: Die meisten wissen, dass KI-Systeme mit Daten trainiert werden und KI Bilder erstellen kann. Allerdings bestehen Wissenslücken bei komplexeren Aspekten, etwa der Erkennung von KI-generierten Inhalten oder dem Verständnis der genauen Funktionsweise.
In welchen Bereichen sehen Bürger*innen Chancen und Risiken beim KI-Einsatz im Wahlkampf?
Die Bevölkerung sieht wenige Chancen, aber deutliche Risiken. Als Chance wird am ehesten die effizientere Zielgruppenansprache durch personalisierte Werbung genannt. Risiken werden vor allem in folgenden Bereichen gesehen:
Otto Brenner Stiftung legt Arbeitspapier zu Künstlicher Intelligenz in politischen Kampagnen vor
Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz in politischen Kampagnen: Akzeptanz, Wahrnehmung und Wirkung“ untersuchen die Kommunikationswissenschaftler Simon Kruschinski, Pablo Jost, Hannah Fecher und Tobias Scherer von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz den Einsatz von KI-Technologien in politischen Kampagnen und deren Auswirkungen auf die Meinungsbildung der Bevölkerung.
Zentrale Ergebnisse der Studie:
- Skepsis überwiegt: Die deutsche Bevölkerung steht dem Einsatz von KI in politischen Kampagnen mehrheitlich skeptisch gegenüber. Über 50 Prozent der Befragten bewerten KI-Inhalte als gefährlich, unakzeptabel oder nicht wünschenswert.
- Kennzeichnungspflicht gefordert: Eine große Mehrheit befürwortet Transparenzmaßnahmen und Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte. 83 Prozent sprechen sich für eine Kennzeichnungspflicht aus.
- KI-Bilder schwer von echten Fotos unterscheidbar: Das Online-Experiment der Studie zeigt, dass es Schwierigkeiten bereitet, KI-generierte Bilder von echten Fotos zu unterscheiden. KI-Kennzeichnungen helfen bei der Erkennung, Aufklärungstexte zeigen jedoch nur begrenzte Wirkung.
- Emotionale Wirkung vergleichbar: KI-Bilder und echte Fotos unterscheiden sich kaum in ihrer emotionalen Wirkung. Stimmung und Bildthema sind ausschlaggebend für die Wahrnehmung.
- Effizienzgewinn, aber keine neuen Wirkungsdynamiken: KI steigert die Effizienz politischer Kampagnenarbeit, verändert aber nicht die grundlegende Wirkungsweise politischer Kommunikation.
Weitere Ergebnisse:
- Akzeptanz variiert je nach Anwendungsbereich: Während KI-Einsatz zur Textbearbeitung Zustimmung findet, lehnen über 40 Prozent die Erstellung realistischer Fotos und Videos mittels KI ab.
- Inhalt beeinflusst Bewertung: KI-generierte Bilder mit positiver Botschaft werden als authentischer wahrgenommen und reduzieren Skepsis gegenüber KI.
- Persönliche Faktoren spielen eine Rolle: Alter, Geschlecht und politische Einstellungen beeinflussen die Bewertung von KI-Kampagnen.
- Parteibewertung: Parteien, die KI einsetzen, werden kritischer bewertet, besonders wenn KI-Einsatz als Manipulationsversuch wahrgenommen wird.
Handlungsempfehlungen der Autor*innen:
- Förderung der Medienkompetenz: Bürger*innen müssen im Umgang mit KI-Inhalten medienkompetenter werden.
- Ethische Standards für KI-Nutzung: Politische Akteur*innen sollten ethische Standards für den KI-Einsatz festlegen.
- Regulierungsbedarf: Es braucht wirkungsvolle Regulierungsrahmen für den Einsatz von KI in Wahlprozessen.
- Transparenzmaßnahmen: Kennzeichnungspflichten für KI-generierte Inhalte sind unerlässlich.
- Kritische Medienberichterstattung: Journalist*innen sollten evidenzbasiert und ohne Alarmismus über KI-Einsatz berichten.
Fazit der Otto Brenner Stiftung:
Die OBS-Studie liefert wichtige Erkenntnisse für den gesellschaftlichen Diskurs über den Einsatz von KI in politischen Kampagnen. Sie zeigt, dass die Bevölkerung dem Thema skeptisch gegenübersteht und Regulierungsbedarf sieht. Gleichzeitig verdeutlicht die Studie, dass KI-Technologien zwar Effizienzpotenziale bieten, aber keine grundlegend neuen Wirkungsweisen politischer Kommunikation schaffen. Entscheidend sei ein verantwortungsvoller Umgang mit KI, der Transparenz, ethische Standards und die Förderung von Medienkompetenz in den Mittelpunkt stellt.
Die Studie steht zum kostenfreien Download bereit unter: www.otto-brenner-stiftung.de/generative-ki-in-politischen-kampagnen