Noch vor wenigen Jahren war Künstliche Intelligenz (KI) in der Finanzwelt kaum mehr als ein theoretisches Konzept – heute revolutioniert sie bereits maßgeblich die Art und Weise, wie Unternehmen ihr Working Capital managen. Thomas Mehlkopf, General Manager und Leiter des Working Capital Management Center of Excellence bei SAP Taulia, sieht darin eine echte Zeitenwende: Immer mehr Unternehmen setzen auf KI, um fundiertere Entscheidungen zu treffen, Zahlungszyklen zu optimieren und Risiken frühzeitig zu erkennen. Obwohl viele Finanzabteilungen bereits KI nutzen, stehen andere Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen wie komplexer Datenintegration, Datensicherheit und regulatorischer Anforderungen.
Im Gespräch mit KINEWS24 erläutert Thomas Mehlkopf, warum das Vertrauen in KI gerade im Lieferkettenmanagement besonders hoch ist und welche konkreten Vorteile KI-Technologien, wie sie Taulia anbietet, den Unternehmen bieten. Von prädiktiven Echtzeit-Analysen über automatisierte Finanzprozesse bis hin zur Integration von ESG-Kriterien zeigt sich, dass KI die CFO-Rolle sowie die gesamte Finanzfunktion nachhaltig verändert. Mehlkopf gibt außerdem konkrete Empfehlungen, wie Unternehmen KI erfolgreich implementieren können, und wagt einen spannenden Blick in die Zukunft, in der KI-basierte Working Capital Agents eine noch engere Vernetzung von Treasury, Einkauf und Lieferanten sicherstellen werden. Seine persönliche Begeisterung für die Innovationskraft der KI im Finanzbereich macht deutlich: Die KI-Revolution im Working Capital Management hat gerade erst begonnen.

Interview mit Thomas Mehlkopf, Taulia/SAP
- KINEWS24.de: Herr Mehlkopf, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Die Taulia/SAP-Studie spricht von einer KI-Revolution in der deutschen Finanzfunktion. Sehen Sie das auch so, und was bedeutet „Revolution“ in diesem Kontext für Sie konkret?
Antwort Thomas Mehlkopf: Ja, tatsächlich können wir hier von einer Revolution beziehungsweise einem Umdenken sprechen. Denn noch vor zwei Jahren spielte KI im Finanzbereich kaum eine Rolle und niemand sprach darüber. Heute hat jede Finanzorganisation, mit der ich zu tun habe, KI-Cases getestet und nutzt KI in produktiven Szenarien. Obwohl die Frage, ob KI vertrauenswürdig ist, nach wie vor eine Rolle spielt, wächst das Vertrauen der Finanzteams in KI. Wie die Zahlen unserer KI-Studie zeigen, vertrauen mehr als die Hälfte (66%) der Finanzverantwortlichen in Deutschland KI bei der Entscheidungsfindung. Das werten wir als ein klares Zeichen für die zunehmende Bedeutung von KI im Finanzwesen.
- KINEWS24.de: Die Studie zeigt, dass über 50% der deutschen Unternehmen bereits KI für Finanzentscheidungen nutzen. Wo sehen Sie die größten Hürden für die Unternehmen, die KI bisher noch nicht einsetzen?
Antwort Thomas Mehlkopf: Eine der größten Hürden für Unternehmen, die KI noch nicht eingeführt haben, liegt in der komplexen Integration und der Verfügbarkeit relevanter Daten. Viele Unternehmen kämpfen mit veralteten Systemen und Datensilos, was die Implementierung von KI teuer und zeitaufwendig macht. Darüber hinaus gibt es drei weitere Faktoren, die die Einführung von KI verzögert: 1. Bedenken rund um das Thema Datensicherheit. 2. Bedenken zur Einhaltung aller gesetzlicher Vorschriften 3. Skepsis gegenüber KI, dass sie bestimmte Aufgaben wirklich erfüllen kann. Diese Herausforderungen zu bewältigen, erfordert nicht nur eine klare Strategie für die digitale Transformation. Auch eine enge Zusammenarbeit mit Anbietern, die vertrauenswürdige Lösungen im Portfolio haben und Investitionen in die Mitarbeiter sind notwendig.
- KINEWS24.de: Sie leiten das Working Capital Management Center of Excellence bei SAP. Inwieweit spielt KI in Ihrer Strategie zur Optimierung des Working Capitals eine Rolle?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI verändert grundlegend, wie unsere Kunden ihr Working Capital managen, indem sie bessere Einblicke und Automatisierungstechonologien eröffnet. Mit unseren KI-gestützten Tools können Unternehmen Cashflow-Schwankungen vorhersehen, Zahlungszyklen optimieren und manuelle Prozesse automatisieren. Dadurch werden Ineffizienzen reduziert und die Entscheidungsfindung verbessert. Zudem spielt KI eine entscheidende Rolle in der Risikominimierung, indem sie Betrugsmuster erkennt und Anomalien identifiziert. Die Einbettung von KI in unsere Lösungen befähigt Unternehmen, intelligentere Finanzentscheidungen zu treffen und gleichzeitig ihre betriebliche Effizienz zu maximieren.
- KINEWS24.de: Taulia ist ja auf Working Capital Management spezialisiert. Können Sie uns konkrete Beispiele nennen, wie Taulia-Lösungen durch KI-Technologien verbessert werden?
Antwort Thomas Mehlkopf: Die KI-gestützten Lösungen von Taulia verbessern das Working Capital Management erheblich. Durch die Verarbeitung von über 50 Milliarden Datenpunkten lassen sich Daten mit Echtzeitsignalen kombinieren, um verwertbare Erkenntnisse zu liefern, durch die Unternehmen intelligentere Entscheidungen treffen und Risiken minimieren. Durch die Anwendung von KI auf die Ausgabenanalyse integriert Taulia marktführende Daten mit den individuellen Datensätzen jedes Kunden, um die finanzielle Supply Chain zu optimieren. Unsere KI-Modelle liefern auch maßgeschneiderte Empfehlungen für Working Capital-Strategien und bieten Vorhersagen und Prognosen, ohne dass zusätzliche APIs oder komplexe Integrationen erforderlich sind.
Um die Entscheidungsfindung weiter zu unterstützen, macht es das KI-gestützte Szenario-Modeling von Taulia Unternehmen möglich, mehrere Working Capital-Strategien zu simulieren. So lassen sich etwaige Ergebnisse vor der Umsetzung bewerten. Unsere verbesserten Funktionen für das Natural Language Processing erleichtern Benutzern auf allen Ebenen die Interaktion mit großen Datensätzen und die Gewinnung wertvoller Erkenntnisse.
Schließlich rationalisiert Taulia die Abläufe, indem es sowohl Routine- als auch komplexe Aufgaben automatisiert, den Verwaltungsaufwand reduziert und es den Teams erlaubt, sich auf strategische Initiativen zu konzentrieren. Mit KI als Kernstück versetzt Taulia Unternehmen in die Lage, den Cashflow zu optimieren, Risiken zu minimieren und die finanzielle Effizienz mit größerem Vertrauen zu erhöhen.
- KINEWS24.de: Die Studie hebt hervor, dass KI-generierte Datenanalysen in Deutschland bereits wichtiger sind als interne und externe Datenquellen. Überrascht Sie diese Entwicklung, und wie erklären Sie sich das?
Antwort Thomas Mehlkopf: Die wachsende Bedeutung von KI in Deutschland ist keine Überraschung. KI-gestützte Analysen bieten tiefere Einblicke und verhelfen zu schnelleren Entscheidungen als herkömmliche Datenquellen. KI kann umfangreiche interne und externe Finanzdatensätze in Echtzeit verarbeiten, Trends erkennen und aktiv Erkenntnisse liefern, die manuell nur schwer zu erkennen wären. Diese Fähigkeit ist in der heutigen dynamischen Unternehmensrealität, in der Agilität und Anpassungsfähigkeit von zentraler Bedeutung sind, entscheidend. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen KI-gestützte Erkenntnisse nutzen, um bei der digitalen Transformation des Finanzwesens die Nase vorn zu haben.
- KINEWS24.de: Im Lieferkettenmanagement ist das Vertrauen in KI-Informationen laut Studie am höchsten. Warum ist gerade dieser Bereich so prädestiniert für den KI-Einsatz in der Finanzfunktion?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI eignet sich besonders gut für das Supply Chain Management, da sie präzise Bedarfsprognosen liefern und die Ressourcenzuweisung optimieren kann. Mithilfe von KI-gestützten Analysen lässt sich die Nachfrage an bestimmten geografischen Standorten vorhersagen, so dass Unternehmen proaktiv ihre Bestände umschichten und Unterbrechungen verringern können. Diese Handlungsmöglichkeiten sind in Zeiten von möglichen Lieferkettenunterbrechungen von entscheidender Bedeutung, um Stabilität und Effizienz zu gewährleisten. Im Vergleich zu grundlegenden Nachfrageprognosen ist die Verhaltensprognose in der finanziellen Entscheidungsfindung komplexer, da sie die Vorhersage individueller Handlungen beinhaltet, die von zahlreichen Variablen beeinflusst werden. Diese zusätzliche Komplexität bedeutet, dass Unternehmen beim Einsatz von KI in dem beschriebenen Bereich vielleicht etwas vorsichtiger sind, da bei Finanzentscheidungen viel auf dem Spiel steht und sie auf weniger vorhersehbare menschliche Verhaltensweisen angewiesen sind. Ich habe jedoch keinen Zweifel daran, dass mit der weiteren Entwicklung der KI das Vertrauen in ihre Anwendungen im Finanzbereich wachsen wird. Aus Sicht von SAP Taulia ist es unsere Aufgabe, zu erklären, wie unsere KI funktioniert, um das Vertrauen zu fördern.
- KINEWS24.de: Ein großer Teil der Unternehmen plant, KI in den nächsten Jahren noch stärker in die Finanzabteilungen zu integrieren. Welche konkreten KI-Anwendungen werden Ihrer Meinung nach in den nächsten 2-3 Jahren den größten Einfluss auf die Finanzfunktion haben?
Antwort Thomas Mehlkopf: In den nächsten 2 bis 3 Jahren wird KI die Finanzfunktionen verändern, indem sie die Prognosen, die Automatisierung und das Risikomanagement verbessert. KI-gestützte Prognosetools werden Echtzeiteinblicke in Cashflows und Liquidität liefern. So lässt sich eine präzisere Finanzplanung deutlich besser umsetzen. Agentic AI wird Prozesse wie die Bearbeitung von Streitfällen oder Datenabgleiche vollständig automatisieren und es den Finanzteams ermöglichen, strategische Themen zu priorisieren. Da die meisten Finanzabteilungen eine ständig wachsende Arbeitsbelastung bewältigen müssen, während die Zahl der Mitarbeiter oft gleichbleibt, glaube ich, dass die Finanzabteilungen sehr offen für Pilot- und Skalierungsszenarien mit agentenbasierter KI sein werden. Natural Language Processing (NLP) wird die Zugänglichkeit weiter verbessern, indem Nutzer mühelos Analysen abfragen und somit problemlos datengesteuerte Entscheidungen treffen können. Das wird sicher Auswirkungen haben, wie Nutzer mit unseren Lösungen umgehen. Darüber hinaus werden die genaueren Vorhersagefähigkeiten der KI Risiken weiter minimieren, den Bedarf an großen finanziellen Puffern verringern und die Ressourcenzuweisung optimieren. Zusammengefasst werden diese Fortschritte zu mehr Effizienz, Genauigkeit und intelligenteren Finanzstrategien führen.
- KINEWS24.de: Die Studie zeigt ein überwiegend positives Bild der KI-Bewertung durch Finanzexperten. Gibt es auch Bereiche oder Aspekte, bei denen Sie in Bezug auf KI in der Finanzfunktion noch Herausforderungen oder Bedenken sehen?
Antwort Thomas Mehlkopf: Trotz des Optimismus in Bezug auf KI in der Finanzfunktion gibt es noch Hürden zu überwinden. Ethische Bedenken, insbesondere die Voreingenommenheit der KI bei der Entscheidungsfindung, müssen geklärt werden, um Fairness und Genauigkeit zu garantieren. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Gewährleistung von Transparenz und Erklärbarkeit bei KI-Entscheidungen, insbesondere für die behördliche Berichterstattung. Die Bewältigung dieser Herausforderungen wird entscheidend sein, um langfristig Vertrauen in das volle Potenzial von KI im Finanzbereich zu schaffen.
- KINEWS24.de: SAP und Taulia bieten integrierte Lösungen für den Procure-to-Pay-Prozess. Wie wird KI diese integrierten Lösungen in Zukunft weiter verbessern und welche Vorteile ergeben sich daraus für SAP-Kunden?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI wird die integrierten Procure-to-Pay (P2P)-Lösungen von SAP und Taulia verbessern, indem sie die Effizienz und den Automatisierungsgrad erhöhen. Das unterstützt zudem eine datengesteuerte Entscheidungsfindung. Ein Beispiel dafür ist unsere integrierte Lösung für virtuelle Karten: Mit diesen Karten können Rechnungen bezahlt oder sogar Bestellungen abgewickelt werden. Taulia wird KI nutzen, um verschiedene Bereiche der virtuellen Kartentransaktionen zu automatisieren und zu optimieren. Beispielsweise lässt sich mit KI der Prozess durch die automatische Extraktion und Validierung von Daten aus virtuellen Kartenabrechnungen optimieren – der manuelle Aufwand und Fehler werden reduziert. Gleichzeitig werden die Bearbeitungszeiten kürzer und die Genauigkeit höher. Außerdem kann KI mehrere große Datenquellen schnell verarbeiten, um Kartenakzeptanten, also die Möglichkeiten für Unternehmen, Kartenzahlungen reibungslos zu empfangen, zu identifizieren. KI kann durch die Auswertung großer Mengen von Transaktionsdaten virtueller Karten auch erweiterte Analysen und Erkenntnisse liefern. Dies hilft Unternehmen, fundiertere Entscheidungen zu treffen, Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu erkennen, die Leistung von Lieferanten zu optimieren und den künftigen Beschaffungsbedarf vorherzusagen. Die um KI-Funktionen erweiterte Plattform von Taulia bietet SAP-Kunden diese wertvollen Erkenntnisse. KI-gestützte prädiktive Analysen verbessern die Transparenz und Kontrolle, indem sie Echtzeit-Einsichten für Benchmarking, Leistungsverfolgung und optimierte Betriebskapitalstrategien liefern. Insgesamt wird die Integration von KI in die virtuellen Kartenlösungen von SAP und Taulia die Unternehmen in die Lage versetzen, effizienter zu arbeiten und größeren Mehrwert zu schaffen, um erfolgreich zu sein.
- KINEWS24.de: Sie haben Erfahrung sowohl bei KPMG als auch bei SAP gesammelt. Wie hat sich Ihrer Meinung nach die Rolle des CFO und der Finanzabteilung durch den Einzug von KI verändert?
Antwort Thomas Mehlkopf: Die Finanzabteilung steuert nicht nur das Unternehmen und verwaltet den Gewinn. Sie fungiert auch als Vermögensverwalter, der sicherstellt, dass die Unternehmen in strategische Initiativen investieren. Dabei gilt es stets, das Umsatzwachstum voranzutreiben und gleichzeitig den Gewinn im Auge zu behalten. CFOs fungieren als Co-Piloten der CEOs und leiten strategische Entscheidungen. Gleichzeitig sind Produktivitätssteigerungen von entscheidender Bedeutung, um zusätzliche Aufgaben zu bewältigen. Finanzabteilungen expandieren in der Regel nicht so stark, wie Unternehmen wachsen. Deshalbwird KI für CFOs strategisch immer wichtiger, um diese Kluft zu überwinden. Angesichts der ständigen Zunahme von Betrugsfällen und Cybersicherheitsproblemen sind dies ideale Bereiche, in denen KI nicht nur arbeitsintensive Aufgaben reduzieren, sondern auch Risiken verringern kann.
- KINEWS24.de: Die Studie erwähnt die Bedeutung von Echtzeit-Liquiditätsanalysen. Inwieweit kann KI hier unterstützen und wie verändert das die Art und Weise, wie Unternehmen ihr Cash-Management betreiben?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI verändert die Echtzeit-Liquiditätsanalyse, indem sie tiefere Einblicke und eine bessere Kontrolle über das Cash-Management ermöglicht. Die verbesserten Risikomanagement-Funktionen helfen Unternehmen, Liquiditätsprobleme frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen, bevor sie überhaupt entstehen. Dank der präzisen KI-Prognosen sind Unternehmen in der Lage, mit einer geringeren Fehlertoleranz zu operieren und sicherzustellen, dass das Kapital zu jedem Zeitpunkt optimal eingesetzt wird. Zusätzlich hilft eine KI-gestützte Liquiditätsanalyse den Unternehmen, ihre Ausgabenplanung zu verbessern, den Cashflow zu optimieren und Möglichkeiten zur Kosteneinsparung zu nutzen, so dass sie unter Umständen mehr Rabatte anbieten können. Die durch KI verbesserte Genauigkeit und Effizienz befähigt Unternehmen, strategischere und datengesteuerte Finanzentscheidungen zu treffen.
- KINEWS24.de: Sie haben sich intensiv mit der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle bei SAP beschäftigt. Welche neuen Geschäftsmodelle oder Dienstleistungen entstehen Ihrer Meinung nach durch KI im Bereich Working Capital Management?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI verändert das Working-Capital-Management bereits erheblich, doch es gibt noch erhebliches ungenutztes Potenzial: Nur 37 % der weltweit befragten Unternehmen setzen KI in diesem Bereich heute ein. In der Kreditorenbuchhaltung kann KI durch die Analyse von Lieferantenbedingungen und Cashflow-Mustern Zahlungsstrategien optimieren und so sicherstellen, dass Unternehmen Rabatte maximieren und Betriebskapital für strategische Investitionen freisetzen können. In der Debitorenbuchhaltung kann KI den Unternehmen helfen, die Bewertung von Kreditrisiken zu optimieren, Zahlungsverzögerungen vorherzusagen und das Inkasso zu automatisieren und so die Vorhersagbarkeit des Cashflows zu verbessern und Einnahmeausfälle zu reduzieren. Auch das Bestandsmanagement kann durch KI-gestützte Prognosemodelle verändert werden. Sietragen dazu bei, Lagerbestände zu optimieren und verhindern so, dass überschüssige Bestände Barmittel binden. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass Unternehmen die Nachfrage ohne kostspielige Engpässe decken können. Mit zunehmender Verbreitung werden KI-gestützte Plattformen Echtzeiteinblicke bieten und eine autonome Entscheidungsfindung ermöglichen. Unternehmen können so dynamischer und effizienter als je zuvor agieren. Ich gehe davon aus, dass wir sehr bald mehr agentenbasierte KI-Anwendungen im Finanzbereich sehen werden. Ein Working-Capital-Agent könnte Treasurer dabei unterstützen, sicherzustellen, dass das Unternehmen sein Working-Capital-Ziel erreicht, indem es Forderungen automatisch finanziert oder die Zahlungsbedingungen mit den Lieferanten abstimmt.
- KINEWS24.de: Nachhaltigkeit wird in der Finanzwelt immer wichtiger. Inwieweit kann KI dazu beitragen, Working Capital Management nachhaltiger zu gestalten, beispielsweise durch die Integration von ESG-Kriterien?
Antwort Thomas Mehlkopf: Der Druck auf Unternehmen wächst, ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu verbessern. Vor diesem Hintergrund ist es heute wichtiger denn je, in KI-Tools zu investieren, um proaktive Verbesserungen zu ermöglichen, insbesondere um regulatorische Anforderungen zu erfüllen. KI-gestützte Analysen verbessern die Transparenz und die Berichterstattung, indem sie in Echtzeit-Einblicke in die ESG-Performance innerhalb der Lieferketten bieten. Darüber hinaus können KI-Tools verschiedene Ratings oder Metriken anwenden und Anreize für Maßnahmen schaffen, die auf spezifische Unternehmensziele zugeschnitten sind. Dieser datengestützte Ansatz ermöglicht eine effizientere Entscheidungsfindung und Ressourcenzuteilung und trägt so zu einer nachhaltigeren Zukunft bei. Die Nutzung von KI im Unternehmen eröffnet das Potential, über bloße Compliance hinauszugehen und Nachhaltigkeit langfristig in die Working-Capital-Strategien zu integrieren.
- KINEWS24.de: Die Studie gibt „KI-Tipps“ für deutsche Finanzexperten. Welchen konkreten Rat würden Sie CFOs und Finanzverantwortlichen geben, die jetzt mit KI im Working Capital Management starten möchten?
Antwort Thomas Mehlkopf: CFOs und Finanzmanager sollten zunächst die wichtigsten Use Cases identifizieren, in denen KI das Working Capital optimieren kann, insbesondere Cashflow-Prognosen und Forderungsmanagement. Außerdem ist es wichtig, hochwertige Daten und KI-Tools nahtlos in bestehende ERP-Systeme zu integrieren, um die Effizienz zu maximieren. Darüber hinaus werden die Förderung einer datenorientierten Kultur und die Weiterbildung der Teams dazu beitragen, das volle Potenzial der KI zu erschließen. Die Zusammenarbeit mit Technologiepartnern und die Erprobung von KI-Lösungen in kontrollierten Umgebungen können vor der Skalierung wertvolle Erkenntnisse liefern. KI sollte letztlich als Enabler betrachtet werden, der menschliches Fachwissen im Sinne der bestmöglichen Finanzentscheidungen ergänzt, anstatt es zu ersetzen.
- KINEWS24.de: Sie coachen interne Start-ups bei SAP. Sehen Sie auch im Bereich KI-basierter Finanzlösungen Start-up-Potenzial, und welche Innovationsfelder sind hier besonders spannend?
Antwort Thomas Mehlkopf: Es gibt enormes Start-up-Potenzial im Bereich KI-gestützter Finanzlösungen. Während GenAI ein großer Schritt ist, dreht sich jetzt alles um agentenbasierte KI, die autonome Entscheidungen treffen kann. Dieser Wandel eröffnet neue Innovationsfelder wie KI-gestützte Finanzberatung, autonomes Risikomanagement und intelligente Prozessautomatisierung. Deren Potential ist vielfältig: Verbesserte Entscheidungsfindung, Kostensenkung und optimierte Kundenerlebnisse sind drei prominente Beispiele. Agentische KI hat auch das Potenzial, die finanzielle Inklusion voranzutreiben, indem sie personalisierte und anpassungsfähige Dienstleistungen für benachteiligte Märkte anbietet. Weitere spannende Einblicke in das Thema Agentic AI in der Finanzbrache eröffnet beispielsweise das Word Economic Forum.
- KINEWS24.de: Die Studie basiert auf Daten aus dem August 2024. Hat sich seitdem in Bezug auf KI in der Finanzfunktion in Deutschland Ihrer Einschätzung nach etwas Wesentliches verändert oder beschleunigt?
Antwort Thomas Mehlkopf: Ich glaube, die Entwicklungen haben sich weiter beschleunigt. Die Finanzabteilungen setzen KI in immer mehr Bereichen ein, um ihre Arbeit zu unterstützen und die Produktivität zu steigern. Viele Finanzabteilungen haben auch erheblich in die Datenqualität investiert und tun das auch weiterhin. Sie können keine nützliche KI einsetzen, wenn die zugrunde liegende Datenqualität nicht gut ist.
- KINEWS24.de: Sie sind Experte für internationales Cash Management und Risikomanagement. Wie beeinflusst KI diese beiden Bereiche im Kontext des Working Capital Managements?
Antwort Thomas Mehlkopf: KI-gestützte Analysen verändern diese beiden Bereiche, indem sie den Unternehmen eine noch nie dagewesene Transparenz und Kontrolle über ihre Finanzen ermöglichen. Was das internationale Cash-Management betrifft, so können Unternehmen dank der KI-Fähigkeiten zur Echtzeit-Datenanalyse und Szenario-Modellierung ihre Liquidität auf den globalen Märkten vorausschauend verwalten. Gleichzeitig stärkt KI das Risikomanagement, indem sie Kreditrisikobewertungen verbessert und Betrugsmuster erkennt, sodass Finanzverantwortliche Risiken frühzeitig erkennen und entschärfen können, bevor sie das Unternehmen beeinträchtigen.
In einem zunehmend unsicheren globalen Umfeld ist KI ein entscheidendes Werkzeug, das Unternehmen dabei hilft, intelligentere und schnellere Entscheidungen zu treffen, um ihr Working Capital zu optimieren und finanzielle Unsicherheiten zu reduzieren.
- KINEWS24.de: Sie sprechen fließend Spanisch und Deutsch. Sehen Sie Unterschiede in der KI-Adaption im Finanzbereich zwischen Deutschland und beispielsweise spanischsprachigen Ländern?
Antwort Thomas Mehlkopf: Unsere Daten zeigen keine wesentlichen Unterschiede.
- KINEWS24.de: Wenn Sie in die Zukunft blicken: Wo sehen Sie das Working Capital Management in 5 Jahren, maßgeblich geprägt durch KI-Technologien?
Antwort Thomas Mehlkopf: WCM-Agents bringen Einkauf, Treasury, Lieferanten und Kunden noch enger zusammen, um das Working Capital Management zu optimieren. Ein Cash-Management-Agent aus der Treasury-Abteilung kann beispielsweise eine Möglichkeit zur Verbesserung des Cashflows durch optimierte Zahlungsbedingungen identifizieren. Der Supplier Negotiation Agent aus der Einkaufsabteilung kann diese Aufgabe übernehmen und im Rahmen eines RfP-Prozesses die Zahlungsbedingungen mit dem potenziellen neuen Lieferanten aushandeln. Sobald ein Lieferant ausgewählt wurde, sorgt der Onboarding-Agent für eine schnelle Einbindung und zeigt dem Lieferanten, wie er die Vorteile früher Zahlungen nutzen kann. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eine noch stärkere funktionsübergreifende Zusammenarbeit und eine Optimierung der WCM-KPIs über verschiedene Unternehmensabteilungen hinweg und auch zwischen den Unternehmen in der gesamten Lieferkette erleben werden.
- KINEWS24.de: Abschließend, Herr Mehlkopf, was ist Ihre persönliche Motivation, sich so intensiv mit KI im Finanzbereich zu beschäftigen, und was begeistert Sie an dieser Entwicklung am meisten?
Antwort Thomas Mehlkopf: Sie verbindet meine beiden Leidenschaften: Innovationen voranzutreiben, um nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln, und gleichzeitig in dem Bereich zu arbeiten, der mir wirklich am Herzen liegt – Corporate Finance. KI hat das Potenzial, die Finanzabteilungen zu verändern. Sie verbessert die strategische Entscheidungsfindung, optimiert die Finanzabläufe und bietet detaillierte Einblicke durch fortschrittliche Datenanalysen. Was mich am meisten begeistert, ist die Fähigkeit der KI, genaue Finanzprognosen und -planungen zu erstellen, die es Unternehmen ermöglichen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Risiken effektiv zu managen. Außerdem automatisiert KI Routineaufgaben, so dass sich Finanzexperten auf strategische Initiativen und Innovationen konzentrieren können. Letztendlich geht es bei der KI im Finanzwesen darum, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre finanziellen Ziele effizienter und nachhaltiger zu erreichen. Wir stehen erst am Anfang dieser Reise, und es liegt noch viel vor uns.
Fazit
Die Einschätzungen von Thomas Mehlkopf verdeutlichen, dass KI bereits tiefgreifende Veränderungen in der Finanzwelt bewirkt, wobei die Chancen eindeutig überwiegen. Dennoch müssen Unternehmen mit Bedacht vorgehen, um bestehende Herausforderungen wie Datensicherheit, regulatorische Anforderungen und ethische Fragen erfolgreich zu meistern. Besonders bemerkenswert ist die transformative Kraft der KI, die weit über Effizienzsteigerungen hinausgeht und neue Geschäftsmodelle und Möglichkeiten der nachhaltigen Unternehmensführung eröffnet. Unternehmen, die heute die richtigen Weichen stellen und KI strategisch integrieren, sichern sich langfristig entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Quelle:
#KünstlicheIntelligenz, #WorkingCapitalManagement, #SAPTaulia, #Finanzinnovation, #SupplyChainFinance, #DigitalFinance, #ESGIntegration, #CashFlowOptimierung, #Risikomanagement, #ThomasMehlkopf