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Offener Brief: Europa braucht regulatorische Klarheit bei KI – Eine Forderung von über 40 führenden Unternehmen und Forschern

Von Oliver Welling
Offener Brief: Europa braucht regulatorische Klarheit bei KI – Eine Forderung von über 40 führenden Unternehmen und Forschern

In einem aktuellen offenen Brief warnen mehr als 40 Führungskräfte und Forscher, darunter CEOs von weltweit führenden Unternehmen wie Meta, Ericsson und Spotify, vor den Risiken der uneinheitlichen Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa. Sie argumentieren, dass die EU Gefahr läuft, im Wettlauf um KI-Innovationen hinter anderen Regionen wie den USA, China und Indien zurückzufallen. Dieser Artikel analysiert die Hintergründe, Argumente und Auswirkungen des offenen Briefs und zeigt auf, warum eine einheitliche und vorhersehbare Regulierung entscheidend für die Zukunft Europas im KI-Bereich ist.

Hauptfrage: Warum fordert die europäische Technologiebranche eine einheitliche KI-Regulierung?

Die Herausforderung der fragmentierten Regulierung

Europa ist bekannt für seine strengen Datenschutzgesetze, wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die als Vorbild für den Schutz der Privatsphäre weltweit gilt. Diese strengen Regeln haben jedoch unbeabsichtigte Konsequenzen im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Der offene Brief kritisiert vor allem die Uneinheitlichkeit und Unvorhersehbarkeit der regulatorischen Entscheidungen in Europa. Verschiedene Länder und Behörden treffen oft widersprüchliche Entscheidungen, die es Unternehmen schwer machen, KI-Modelle zu entwickeln und zu implementieren, die den rechtlichen Anforderungen in der gesamten EU entsprechen.

Die signierenden Unternehmen, Forscher und Institutionen argumentieren, dass Europa durch diese fragmentierte Herangehensweise den Anschluss an den globalen Fortschritt im KI-Bereich verlieren könnte. Während in den USA und Asien rasante Fortschritte gemacht werden, riskiert Europa, von der technologischen Entwicklung abgehängt zu werden, da die regulatorische Unsicherheit Unternehmen davon abhält, in der Region zu investieren.

Die Forderungen und Vorwürfe des offenen Briefes an die EU konzentrieren sich auf die Notwendigkeit einer einheitlichen und vorhersehbaren Regulierung für Künstliche Intelligenz (KI) in Europa. Die Unterzeichner kritisieren die fragmentierte und inkonsistente Gesetzgebung, die Innovationen im KI-Bereich hemmt. Sie fordern eine Harmonisierung der Regulierungsansätze innerhalb der EU, um sicherzustellen, dass europäische Unternehmen im globalen Wettbewerb mithalten können. Ein zentraler Vorwurf betrifft die Unsicherheit rund um den Einsatz von Daten zur Entwicklung von KI-Modellen, die durch Eingriffe von Datenschutzbehörden wie der DSGVO verschärft wird. Die Unternehmen verlangen klare, schnelle und kohärente Entscheidungen, die es ermöglichen, europäische Daten für das Training von KI-Modellen zu nutzen und so Innovationen in Bereichen wie offenen und multimodalen Modellen zu fördern. Ohne solche Änderungen, warnen sie, könnte Europa im technologischen Wettlauf hinter Regionen wie den USA und China zurückfallen.

Offene Modelle und Multimodale KI – Eckpfeiler der Zukunft

Der Brief hebt zwei Hauptbereiche hervor, die Europa ohne eine einheitliche Regulierung verpassen könnte:

  1. Offene Modelle: Diese Modelle sind kostenfrei zugänglich und können von jedem genutzt, modifiziert und weiterentwickelt werden. Offene KI-Modelle bieten erhebliche Vorteile, da sie Innovationen in der gesamten Gesellschaft und Wirtschaft ermöglichen. Sie fördern die Forschung, steigern die Produktivität und schaffen wirtschaftliche Chancen.
  2. Multimodale KI: Diese Modelle verarbeiten nicht nur Text, sondern auch Bilder, Sprache und Videos und ermöglichen damit einen Quantensprung in der KI-Entwicklung. Der Unterschied zwischen textbasierten und multimodalen Modellen wird oft mit dem Unterschied zwischen einem und allen fünf Sinnen verglichen – sie eröffnen vollkommen neue Möglichkeiten der Interaktion und Anwendung.

Die Rolle der Daten im KI-Zeitalter

Ein zentrales Problem, das der offene Brief anspricht, ist die Unsicherheit bezüglich der Datennutzung. Die europäischen Datenschutzbehörden haben durch ihre Eingriffe zu großer Unsicherheit darüber geführt, welche Daten für das Training von KI-Modellen verwendet werden dürfen. Diese Unsicherheit betrifft nicht nur personenbezogene Daten, sondern auch unstrukturierte Daten, die für viele KI-Modelle von entscheidender Bedeutung sind.

Meta beispielsweise hat aufgrund dieser regulatorischen Unsicherheiten angekündigt, dass die Einführung ihrer multimodalen KI-Modelle in Europa auf unbestimmte Zeit verschoben wird. Das bedeutet, dass europäische Unternehmen und Verbraucher keinen Zugang zu den technologischen Fortschritten haben, die in anderen Regionen der Welt bereits genutzt werden.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Untersuchungen haben gezeigt, dass generative KI das weltweite BIP in den nächsten zehn Jahren um bis zu 10 % steigern könnte. Die EU riskiert, diesen enormen wirtschaftlichen Nutzen zu verpassen, wenn keine harmonisierte und vorhersehbare Regelung geschaffen wird, die es Unternehmen ermöglicht, auf europäische Daten zuzugreifen und diese für die Entwicklung von KI-Modellen zu nutzen.

Regulierung vs. Innovation: Ein Balanceakt

Die europäische KI-Verordnung (AI Act) verfolgt einen risikobasierten Ansatz und legt unterschiedliche Anforderungen an KI-Systeme fest, abhängig davon, welche Risiken sie für die Sicherheit, Gesundheit und Grundrechte der Menschen darstellen. Doch dieser Ansatz könnte, so die Unterzeichner des Briefes, Innovationen bremsen und Europa von den technologischen Fortschritten anderer Regionen abschneiden. Die Strafen für Unternehmen, die gegen die KI-Verordnung verstoßen, können bis zu 7 % ihres weltweiten Jahresumsatzes betragen, was die Entwicklung und Einführung neuer Technologien weiter erschwert.

Die Forderungen der Unterzeichner

Die Hauptforderung des offenen Briefes ist klar: Europa braucht eine einheitliche, transparente und konsistente Regulierung, die es Unternehmen ermöglicht, KI-Modelle unter Nutzung europäischer Daten zu entwickeln und anzuwenden. Nur so kann Europa im globalen Wettbewerb mithalten und von den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteilen der KI profitieren.

Die Unterzeichner des Briefes betonen, dass eine harmonisierte Regulierung, wie sie in der DSGVO verankert ist, notwendig ist, um sicherzustellen, dass KI-Innovationen in Europa in gleichem Umfang und Tempo wie in anderen Regionen voranschreiten können. Wenn Europa jedoch an seiner fragmentierten Regulierung festhält, werden die technologischen Fortschritte anderswo gemacht – zum Nachteil der europäischen Wirtschaft und Bevölkerung.

Liste der Unterzeichner

Der offene Brief wurde von einer Vielzahl an Führungskräften und Experten aus der Technologiebranche unterzeichnet, die einen großen Einfluss auf die europäische und globale KI-Landschaft haben. Hier ist eine Auswahl der Unterzeichner:

  1. Alexandre Lebrun, CEO, Nabla
  2. André Martins, VP of AI Research, Unbabel
  3. Aureliusz Górski, Founder & CEO, CampusAI
  4. Börje Ekholm, Präsident & CEO, Ericsson
  5. Benedict Macon-Cooney, Chief Policy Strategist, Tony Blair Institute
  6. Christian Klein, CEO, SAP SE
  7. Daniel Ek, Founder and CEO, Spotify
  8. Daniel J. Beutel, Co-Founder & CEO, Flower Labs
  9. David Lacombled, Präsident, La villa numeris
  10. Diarmuid Gill, Chief Technology Officer, Criteo
  11. Edgar Riba, President, Kornia AI
  12. Egle Markeviciute, Secretary, Consumer Choice Center Europe
  13. Eugenio Valdano, PhD
  14. Federico Marchetti, Founder of YOOX
  15. Francesco Milleri, Chairman and CEO, EssilorLuxottica
  16. Georgi Gerganov, ggml.ai
  17. Han Stoffels, CEO, 8vance
  18. Hira Mehmood, Co-Founder & Board member, Bineric AI
  19. Hosuk Lee-Makiyama, Director, ECIPE
  20. John Elkann, CEO, Exor
  21. Josef Sivic, Researcher, Czech Institute of Informatics, Robotics and Cybernetics
  22. Julien Launay, CEO & Co-founder, Adaptive ML
  23. Lorenzo Bertelli, CMO, Prada Group
  24. Maciej Hutyra, CEO, SalesTube Sp. z o.o.
  25. Marco Baroni, Research Professor, ICREA
  26. Marco Tronchetti Provera, Executive Vice Chairman, Pirelli
  27. Mark Zuckerberg, Founder and CEO, Meta
  28. Martin Ott, CEO, Taxfix SE
  29. Matthieu Rouif, CEO, Photoroom
  30. Maurice Lévy, Chairman emeritus Publicis Groupe
  31. Maximo Ibarra, CEO, Engineering Ingegneria Informatica SPA
  32. Michal Kanownik, CEO, Digital Poland Association
  33. Miguel López, CEO, thyssenkrupp AG
  34. Niklas von Weihe, CTO, FULLY AI
  35. Patrick Collison, CEO, Stripe
  36. Patrick Pérez, AI researcher
  37. Philippe Corrot, Co-founder & CEO, Mirakl
  38. Prof. Dagmar Schuller, CEO, audEERING
  39. Ralf Gommers, Director, Quansight
  40. Sebastian Siemiatkowski, CEO and Co-founder, Klarna
  41. Simonas Černiauskas, CEO, INFOBALT
  42. Stefano da Empoli, President, Institute for Competitiveness
  43. Stefano Iacus, Senior Research Scientist, Harvard University
  44. Vincent Luciani, CEO, Artefact
  45. Yann LeCun, VP & Chief AI Scientist, Meta

Schlussfolgerung: Ein Weckruf für Europas KI-Strategie

Europa steht an einem Scheideweg: Entweder es nutzt die Chance und schafft eine einheitliche, transparente und innovationsfördernde Regulierungsumgebung, oder es riskiert, den Anschluss an die globale KI-Entwicklung zu verlieren. Der offene Brief von mehr als 40 führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Forschung ist ein klarer Appell an die politischen Entscheidungsträger, schnell und entschlossen zu handeln. Es liegt in den Händen der EU, den Kurs zu ändern und die enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteile von KI zu nutzen.

Quellen und weiterführende Links

1. Original-Quelle: Offener Brief an die Europäische Union

2. Analyse und Berichterstattung zum Offenen Brief

3. Hintergrundinformationen zur EU-KI-Verordnung

4. Regulatorische Herausforderungen und Auswirkungen auf Unternehmen

5. Weitere Einblicke in die Diskussion um KI und Regulierung

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