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Biren Technology: Chinas Antwort auf Nvidia im AI-Chip-Rennen

Von Oliver Welling
Biren Technology

Eine neue Bewegung auf dem chinesischen Halbleitermarkt sorgt für Aufsehen. Biren Technology, ein Einhorn-Unternehmen mit Sitz in Shanghai, das als potenzieller Konkurrent von Nvidia gilt, hat den Prozess für einen Börsengang (IPO) begonnen. Mit einer Bewertung von 2,19 Milliarden US-Dollar und der Unterstützung durch Guotai Junan Securities, die größte Brokerage-Firma der Stadt, bereitet sich das Unternehmen darauf vor, seine Aktien bald öffentlich zu platzieren. Ein klarer Schritt inmitten eines eskalierenden technologischen Wettstreits zwischen den USA und China, während die heimische Branche immer mehr Einhörner hervorbringt.

Das musst Du wissen – Biren Technology: Ein chinesischer Herausforderer auf dem Chip-Markt

  • IPO-Start: Biren Technology hat den verpflichtenden „Tutoring“-Prozess begonnen, der notwendig ist, bevor ein IPO in China durchgeführt werden kann.
  • Starke Unterstützung: Mit Investoren wie HongShan (ehemals Sequoia China) hat Biren bereits 780 Millionen US-Dollar durch acht Finanzierungsrunden gesammelt.
  • US-Sanktionen: Aufgrund von US-Handelssanktionen stehen Birens Bemühungen unter Druck, da wichtige Dienstleistungen von führenden Halbleiterherstellern wie TSMC blockiert sind.
  • Strategischer Vorteil: Biren versucht, den Mangel an fortschrittlichen Nvidia-Chips auf dem chinesischen Markt zu nutzen, um mit eigenen GPU-Lösungen Fuß zu fassen.
  • Technologische Entwicklung: Mit dem Bili GPU hat Biren bereits ein Produkt in Massenproduktion gebracht, das trotz internationaler Einschränkungen erhebliche Erfolge erzielt.

Biren Technology, gegründet von Zhang Wen, einem ehemaligen Wall-Street-Banker, betritt ein Schlachtfeld, das von geopolitischen Spannungen geprägt ist. Die USA haben Biren und andere chinesische Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt, die den Zugang zu fortschrittlichen Fertigungskapazitäten verhindert, insbesondere zu Dienstleistungen von taiwanesischen Foundries wie TSMC. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Chinas technologischen Fortschritt im Bereich künstliche Intelligenz und Hochleistungschips zu bremsen. Doch gerade diese Herausforderungen scheinen für Zhang und sein Team Ansporn genug zu sein, um ihre Pläne noch energischer voranzutreiben.

Während Biren mit Hochdruck an seiner BR100 GPU arbeitete, die bei ihrer Veröffentlichung 2022 global für Aufsehen sorgte, haben sich die Bedingungen seither erheblich geändert. Das Produkt, das einst als Durchbruch im Bereich der Rechenleistung galt, ist inzwischen von der Unternehmenswebsite verschwunden, was die Unbeständigkeit und das hohe Risiko dieses Wettlaufs verdeutlicht. Der Fokus hat sich nun auf die Bili-Serie verlagert, die bereits in Massenproduktion gegangen ist. Ein klares Zeichen dafür, dass Biren sich den Marktbedingungen anpasst und nach alternativen Wegen sucht, um trotz der Hindernisse zu wachsen.

Der Wettbewerb auf dem chinesischen Halbleitermarkt hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Laut einem Bericht von Great Wall Strategy Consultants hat die integrierte Schaltkreisindustrie in China mehr Einhörner hervorgebracht als jeder andere Sektor. Doch diese Entwicklung basiert zum Großteil auf staatlich gestützten Investitionen, was langfristig problematisch sein könnte, wie Fang Fenglei, ein prominenter chinesischer Investmentbanker, anmerkte. Das Unternehmen steht damit exemplarisch für die Gratwanderung, auf der sich Chinas Tech-Startups zwischen staatlicher Förderung und internationalem Wettbewerb befinden.

Angesichts der bestehenden US-Exportkontrollen, die es Nvidia und Advanced Micro Devices (AMD) untersagen, ihre besten GPUs nach China zu liefern, sieht Biren eine strategische Chance. Die Absenz dieser Technologien auf dem heimischen Markt bietet chinesischen Entwicklern eine seltene Gelegenheit, ihre eigenen Produkte zu positionieren und Marktanteile zu gewinnen. Der Weg für Biren könnte steinig sein, aber inmitten eines geopolitischen Technologiewettlaufs könnte genau diese Herausforderung den entscheidenden Antrieb bieten, den das Unternehmen benötigt, um sich als ernstzunehmender Konkurrent im Bereich der künstlichen Intelligenz zu etablieren.

Hintergrund Biren Technology: Aufstrebender Akteur im chinesischen AI-Chip-Markt

Biren Technology, gegründet 2019 und mit Hauptsitz in Minhang, Shanghai, ist ein aufstrebendes chinesisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Halbleitern ohne eigene Fabrikation spezialisiert hat. Das Unternehmen konzentriert sich insbesondere auf Systeme zur allgemeinen Datenverarbeitung sowie auf Chips für künstliche Intelligenz (KI). Biren verfolgt das Ziel, durch leistungsstarke Grafikprozessoren (GPUs) und innovative Serverlösungen in großen Rechenzentren eine Alternative zu Marktführern wie NVIDIA zu bieten. Trotz Herausforderungen durch US-Sanktionen strebt das Unternehmen weiter danach, Chinas Abhängigkeit von ausländischer Technologie zu verringern und die heimische Halbleiterindustrie zu stärken.

Unternehmensübersicht
  • Gründung: 2019, Hauptsitz in Minhang, Shanghai
  • Spezialisierung: Entwicklung von allgemeinen Rechensystemen und KI-Chips
  • Industrie: Intelligente Datenverarbeitung, Halbleitersektor
Produkte und Technologien
  1. General-Purpose GPU-Chips (GPGPUs):
    • BR100: Flaggschiff-GPU für AI-Training, Inferenz und wissenschaftliches Rechnen in Rechenzentren.
      • 77 Milliarden Transistoren im TSMC 7nm-Prozess
      • Dual-Die-Design mit 1074mm² Gesamtfläche
      • Spitzenleistung von 256 TFLOPS für FP32-Operationen
      • 64GB HBM2E Speicher
      • Unterstützung für PCIe 5.0 und CXL-Protokolle
      • Max TDP von 550W
    • BR104: Eine abgespeckte Variante des BR100, entwickelt für PCIe-Kartenformate.
  2. Serverlösungen:
    • Haixuan OAM Server: Ein 8-Wege-Server, der mit BR100-GPUs in Zusammenarbeit mit Inspur entwickelt wurde. Kann bis zu 8 PFLOPS an Spitzenrechenleistung bieten.
  3. Softwareplattform:
    • BIRENSUPA: Eigene Software-Stack von Biren, inklusive Treiberebenen, Programmierebenen, Framework-Ebenen und Anwendungslösungen. Unterstützung für AI-Frameworks wie PyTorch, TensorFlow und PaddlePaddle.
  4. Weitere Hardwareprodukte:
    • Bili 100: OAM-Modul mit der BR100 GPU.
    • Bili 104: PCIe-Kartenprodukt mit der BR104 GPU.
Finanzierung und Finanzen
  • Gesamtfinanzierung: Über 296 Millionen USD.
  • Jüngste Finanzierungsrunde: Serie B-III im Dezember 2023 mit 280 Millionen USD.
  • Investoren: V FUND, Zhuhai Da Heng Qin Company, Ping An Life Insurance.
Aktuelle Entwicklungen
  • IPO-Vorbereitungen: Begonnen mit Unterstützung von Guotai Junan Securities.
  • IPO-Anmeldung: Bei der Shanghai Securities Regulatory Commission eingereicht.
Herausforderungen und Kontroversen
  • US-Sanktionen: Seit Oktober 2023 auf der Entity List des US-Handelsministeriums.
  • Produktionseinschränkungen: Herstellungsstopp durch Vertragshersteller TSMC aufgrund der Sanktionen.
  • Modifikation: Anpassung des BR100-GPUs, um weniger Daten zu verarbeiten und so die US-Sanktionen zu umgehen.

Biren Technology bleibt ein zentraler Akteur in Chinas Bestreben, die technologische Eigenständigkeit zu erhöhen und den globalen Halbleitermarkt neu zu definieren.

Fazit: Biren Technology: Ein Herausforderer mit Hindernissen und Chancen

Die Reise von Biren Technology im chinesischen Technologiewettbewerb zeigt, wie stark geopolitische Spannungen die Märkte beeinflussen können. Für Gründer Zhang Wen und sein Team bedeutet dies, dass sie in einem Umfeld operieren, das von Unsicherheiten und Barrieren geprägt ist. Die Ambitionen des Unternehmens, sich auf dem globalen AI-Chip-Markt zu positionieren, sind sowohl von Herausforderungen als auch von Möglichkeiten gekennzeichnet. Durch kluge strategische Partnerschaften und Investitionen könnte Biren jedoch ein Schlüsselakteur in Chinas Streben nach technologischer Selbstständigkeit werden.

Die nächsten Schritte für Biren werden entscheidend sein. Ein erfolgreicher Börsengang könnte nicht nur dringend benötigtes Kapital beschaffen, sondern auch das Vertrauen in die Innovationskraft des Unternehmens stärken. Doch wie bei allen Akteuren in diesem sensiblen Markt bleibt abzuwarten, wie sich die internationalen und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen entwickeln und welche Rolle die staatlichen Maßnahmen beiderseits des Pazifiks spielen werden.

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