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Europäische KI-Verordnung: Die eigentlichen Regeln für KI-Modelle wie ChatGPT kommen noch

Von Oliver Welling
KINEWS24.de - Europäische KI-Verordnung

Die Europäische Union hat die KI-Verordnung finalisiert, die Standards für den Umgang mit künstlicher Intelligenz festlegt, doch für KI-Modelle wie ChatGPT fehlt noch eine klare praktische Umsetzung. Praxisleitfäden, die präzise Regeln liefern sollen, werden derzeit entwickelt, jedoch ist der Weg zu konkreten Vorgaben mit Hindernissen gepflastert und hat zu Unzufriedenheit bei verschiedenen Interessensgruppen geführt.

Warum ist die Europäische KI-Verordnung wichtig?

Die EU-KI-Verordnung zielt darauf ab, KI-Anwendungen sicher und transparent zu gestalten und Risiken zu minimieren. Im Zentrum stehen Vorschriften, die risikoreiche Anwendungen wie biometrische Überwachung und Predictive Policing einschränken, jedoch nicht vollständig verbieten. Zusätzlich wurde die Verordnung nach dem Hype um ChatGPT um Regelungen für „KI mit allgemeinem Verwendungszweck“ erweitert, also Modelle, die vielseitig einsetzbar sind und wie ChatGPT oder Llama etwa Texte generieren können.

Was sind die Kerninhalte der Verordnung?

  1. Systemische Risiken: Die Verordnung definiert allgemeine KI-Modelle und legt fest, ab wann ein Modell ein systemisches Risiko darstellt, etwa durch hohen Rechenaufwand oder besondere Einsatzbereiche.
  2. Dokumentationspflichten: Anbieter dieser Modelle müssen technische Dokumentationen bereitstellen und Strategien vorlegen, um das europäische Urheberrecht einzuhalten.
  3. Transparenzanforderungen: Die verwendeten Trainingsdaten sollen offengelegt werden – dies gilt jedoch nicht für quelloffene Modelle.
  4. Entwicklung einer harmonisierten Norm: Bis April 2025 sollen die europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC eine einheitliche Norm für KI-Modelle entwickeln.

Die Bedeutung der Praxisleitfäden

Da die Verordnung relativ vage formuliert ist, sollen Praxisleitfäden zur „ordnungsgemäßen Anwendung“ erstellt werden, um detailliertere Regeln und Anleitungen für Unternehmen zu bieten. Die Ausarbeitung des ersten Praxisleitfadens hat bereits begonnen, jedoch gibt es große Herausforderungen, da die genaue Methodik für diese Leitfäden in der Verordnung nicht festgelegt wurde. Zudem wurde kritisiert, dass die Beteiligung von Zivilgesellschaft und kleinen Unternehmen im Vergleich zu großen KI-Anbietern eingeschränkt ist.

Der deutsche EU-Abgeordnete Sergey Lagodinsky betont die Notwendigkeit, auch kleinere Akteure in den Prozess einzubinden. Der Leitfadenprozess erfordert Transparenz und Inklusivität, damit die Interessen der Gesellschaft gewahrt werden und nicht nur die der großen KI-Unternehmen.

Wie läuft der aktuelle Prozess zur Erstellung des Praxisleitfadens ab?

Im September 2024 wurde der Prozess offiziell gestartet, bei dem knapp 1.000 Teilnehmende in Arbeitsgruppen aufgeteilt wurden. Jede Arbeitsgruppe widmet sich einem spezifischen Bereich der KI-Regulierung. Die Leitung dieser Gruppen obliegt anerkannten KI-Expert, die parallel zu ihren Arbeitsgruppen auch die Diskussionen mit den KI-Anbietern führen und deren Rückmeldungen in die Ergebnisse einfließen lassen.

Dieser Ansatz hat jedoch Probleme aufgedeckt:

  • Unübersichtlichkeit: Bei fast 1.000 Teilnehmerwird es schwierig, alle Stimmen und Ideen im vorgegebenen Zeitrahmen zu berücksichtigen.
  • Kritik an der Transparenz: Vertreterder Zivilgesellschaft, wie Laura Lazaro Cabrera vom Center for Democracy and Technology, bemängeln die fehlende Klarheit darüber, wie die Inhalte der Treffen mit den KI-Anbietern in die Leitfäden einfließen.

Die Teilnehmerdes Prozesses sind jedoch nicht die Einzigen, die ihre Bedenken äußern. Auch Industrievertreterbeschweren sich, dass bestimmte Themen, die in der Verordnung nicht final geregelt wurden, nun im Leitfadenprozess wieder aufgegriffen werden. Dazu gehören etwa zusätzliche Pflichten zur Erhebung von Informationen über Kund.

Was steht noch bevor?

Die Europäische Kommission plant, in den kommenden Wochen einen ersten Entwurf des Praxisleitfadens zu veröffentlichen, der jedoch wegen der laufenden Anpassungen und der Komplexität des Verfahrens etwas verzögert erscheinen könnte. Der finale Leitfaden soll bis April 2025 vorliegen und wird maßgeblich dafür sein, wie KI-Modelle in der Praxis eingesetzt und reguliert werden.

Schlussfolgerung

Die europäische KI-Verordnung setzt einen Meilenstein für den sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit KI, doch die Umsetzung bleibt anspruchsvoll und wird durch Praxisleitfäden konkretisiert. Die jetzigen Unstimmigkeiten im Leitfadenprozess zeigen jedoch, dass sowohl die Zivilgesellschaft als auch kleine Unternehmen besorgt sind, dass ihre Interessen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Transparenz und Einbindung aller Stakeholderwerden entscheidend sein, um eine umfassende und gerechte KI-Regulierung zu gewährleisten.

Quellen:

Netzpolitik.org, 2024

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