Stell dir vor, deine Lieblingsfiguren – von Darth Vader bis zu den Minions – werden millionenfach neu interpretiert, und du siehst keinen Cent davon. Genau das ist der Kern der aktuellen Klage von Disney und Universal gegen das KI-Bildgenerator-Unternehmen Midjourney. Diese juristische Auseinandersetzung markiert einen Wendepunkt im immer hitziger werdenden Streit zwischen technologischem Fortschritt und den Rechten von Kreativen. Du erfährst hier alles über die Hintergründe, die Vorwürfe und was das für die Zukunft der KI-generierten Inhalte bedeutet.
Einen umfassenden Bericht zum aktuellen Stand der Urheberrechtsklagen gegen KI Unternehmen findest Du hier.
Das Wichtigste in Kürze – Hollywoods KI-Urheberrechtsklage
- Große Studios klagen: Disney und Universal haben Midjourney wegen Urheberrechtsverletzung verklagt.
- Charaktere im Fokus: Der Vorwurf: Midjourney nutzte populäre Filmfiguren zum Trainieren seiner KI ohne Lizenz.
- Datenschatz ohne Erlaubnis: Midjourney soll „unzählige“ urheberrechtlich geschützte Werke aus dem Internet gescrapt haben.
- Präzedenzfall droht: Der Ausgang der Klage könnte weitreichende Folgen für die gesamte KI-Branche haben.
- Rechte der Künstler: Die Klage unterstreicht die wachsende Sorge um den Schutz geistigen Eigentums im Zeitalter der generativen KI.
Warum Hollywood jetzt ernst macht: Die Klage gegen Midjourney
Am 11. Juni 2025 schockten Disney und Universal die Tech-Welt mit einer 110-seitigen Klageschrift, eingereicht beim U.S. District Court in Los Angeles. Der Vorwurf: Midjourney, ein führender Anbieter von KI-Bildgeneratoren mit Millionen Nutzern, habe sich „unzähliger“ urheberrechtlich geschützter Werke bedient, um seine Software zu trainieren. Das Ergebnis? Bilder, die Disneys und Universals berühmte Charaktere „eindeutig aufgreifen und kopieren“.
„Midjourney ist der Inbegriff eines Urheberrechts-Trittbrettfahrers und ein bodenloses Fass des Plagiats“, so die deutlichen Worte der Kläger in der Klageschrift. Eine direkte Antwort von Midjourney auf diese schwerwiegenden Vorwürfe steht bisher aus.
Die Akte Midjourney: Wie ein KI-Gigant ins Visier geriet
Midjourney wurde 2022 gegründet und avancierte schnell zu einem der populärsten KI-Bildgeneratoren. Über 21 Millionen registrierte Nutzer zählt das Unternehmen inzwischen (Stand September 2024), und die Umsatzzahlen sprechen für sich: 200 Millionen Dollar in 2023 und geschätzte 300 Millionen Dollar in 2024. Dieses rasante Wachstum basierte maßgeblich auf einem riesigen Datensatz, der laut Gründer David Holz durch „ein großes Scrapen des Internets“ entstand. Dabei räumte Holz bereits 2022 in einem Forbes-Interview ein, dass es eine Herausforderung sei, die Zustimmung für „hundert Millionen Bilder“ einzuholen. Genau hier liegt der Zündstoff.
Der breitere Kontext: KI und Urheberrecht – Ein globales Schlachtfeld
Die Klage von Disney und Universal ist kein Einzelfall, sondern fügt sich in eine wachsende Reihe von Rechtsstreitigkeiten ein. Autoren, Künstler, Musiklabels und Nachrichtenorganisationen wie die New York Times haben bereits Klage gegen verschiedene KI-Firmen eingereicht, darunter auch OpenAI und Microsoft. Es geht immer um dieselbe fundamentale Frage: Dürfen KI-Modelle mit urheberrechtlich geschützten Inhalten trainiert werden, ohne die Schöpfer zu entschädigen?
Die Studios wurden lange für ihre Zurückhaltung kritisiert. Meredith Stiehm, Präsidentin der Writers Guild of America West, bezeichnete dies im Februar 2025 sogar als „Kapitulation“. Nun aber scheint Hollywood aufgewacht zu sein und setzt ein klares Zeichen.
Die Vorwürfe im Detail: Wann ist KI-Kunst Plagiat?
Disney und Universal listen in ihrer Klage eine ganze Reihe von Beispielen auf, die den Kern ihrer Anschuldigungen bilden:
- Darth Vader aus Star Wars
- Elsa und Olaf aus Frozen
- Die Minions aus Ich – Einfach unverbesserlich
- Yoda mit einem Lichtschwert
- Bart Simpson auf einem Skateboard
- Iron Man im Flug
- Buzz Lightyear
- Ohnezahn aus Drachenzähmen leicht gemacht
- Shrek
- Po aus Kung Fu Panda
Die Klageschrift enthält sogar visuelle Gegenüberstellungen, die die Ähnlichkeit der Midjourney-Outputs mit den Originalcharakteren belegen sollen. Die Studios sprechen von direktem und sekundärem Urheberrechtsverstoß und werfen Midjourney vor, ihre Aufforderungen zur Einstellung der Verletzungen ignoriert zu haben. Vielmehr habe das Unternehmen sogar neue Versionen seiner KI-Dienste mit qualitativ höherwertigen, angeblich urheberrechtsverletzenden Bildern veröffentlicht. Gefordert werden nicht näher bezifferte Schadensersatzforderungen sowie einstweilige und dauerhafte Unterlassungsansprüche, um Midjourney daran zu hindern, ihre Werke weiter zu kopieren oder ihren Dienst ohne Schutzmaßnahmen gegen Urheberrechtsverletzungen anzubieten.
Horacio Gutierrez von Disney bringt es auf den Punkt: „Piraterie ist Piraterie, und die Tatsache, dass sie von einem KI-Unternehmen betrieben wird, macht sie nicht weniger rechtsverletzend.“ Kim Harris von NBCUniversal ergänzt: „Diebstahl ist Diebstahl, unabhängig von der verwendeten Technologie.“
Praxis-Check: So kannst du deine eigenen Werke schützen
Als Content Creator, Künstler oder Unternehmen bist du vielleicht besorgt, wie du deine eigenen Werke vor unautorisierter Nutzung durch KI schützen kannst. Hier sind zwei praktische Ansätze:
1. Metadaten-Schutz und Wasserzeichen
Digitale Medien enthalten oft Metadaten, die Informationen über Urheber, Datum und Copyright enthalten können.
- Metadaten einbetten: Nutze Software (z.B. Adobe Photoshop, Lightroom) um IPTC- oder XMP-Metadaten in deine Bilder, Videos oder Dokumente einzubetten. Füge Copyright-Informationen, Kontaktdaten und Nutzungsbedingungen hinzu.
- Wasserzeichen anbringen: Platziere sichtbare oder unsichtbare Wasserzeichen auf deinen Werken. Ein sichtbares Wasserzeichen erschwert die unautorisierte Nutzung. Unsichtbare Wasserzeichen können helfen, die Urheberschaft zu beweisen, wenn dein Werk anderswo auftaucht.
- Content-ID-Systeme: Für Videos und Musik kannst du Content-ID-Systeme (z.B. von YouTube) nutzen, die automatisch nach Kopien deiner Inhalte suchen und diese blockieren oder monetarisieren.
2. Lizenzierungs- und Nutzungsbedingungen klar definieren
Mache deine Nutzungsbedingungen und Lizenzmodelle unmissverständlich klar.
- Klare Copyright-Vermerke: Platziere auf deiner Website, in deinem Portfolio oder in deinen Veröffentlichungen deutliche Copyright-Vermerke (z.B. „© [Dein Name/Firmenname] [Jahr]. Alle Rechte vorbehalten.“).
- Lizenzmodelle: Biete verschiedene Lizenzmodelle an (z.B. Creative Commons Lizenzen für freiere Nutzung oder kommerzielle Lizenzen für spezifische Anwendungsfälle). Mache deutlich, welche Nutzung erlaubt ist und welche nicht.
- „NoAI“-Tags: Einige Plattformen und Dateiformate experimentieren mit sogenannten „NoAI“-Tags oder Metadaten, die KI-Trainingsmodellen signalisieren sollen, dass Inhalte nicht für diesen Zweck verwendet werden dürfen. Informiere dich, ob diese in deinem Bereich relevant sind.
- Rechtliche Beratung: Ziehe bei Bedarf einen auf Urheberrecht spezialisierten Anwalt hinzu, um Verträge, Lizenzen und Schutzstrategien rechtssicher zu gestalten.
Häufig gestellte Fragen – KI und Urheberrecht
Was bedeutet „Fair Use“ im Kontext von KI-Training?
„Fair Use“ (oder „Fair Dealing“ in anderen Rechtssystemen) ist eine Rechtsdoktrin, die unter bestimmten Umständen die Nutzung urheberrechtlich geschützten Materials ohne Genehmigung des Rechteinhabers erlaubt. Im Kontext von KI-Training ist die Frage, ob das Scrapen großer Datenmengen für das Training eines Modells als „Fair Use“ gilt, extrem umstritten. Gerichte prüfen dabei Faktoren wie den Zweck und Charakter der Nutzung (kommerziell vs. nicht-kommerziell, transformativ), die Art des urheberrechtlich geschützten Werkes, den Umfang und die Wesentlichkeit des genutzten Teils sowie die Auswirkungen der Nutzung auf den potenziellen Markt oder Wert des urheberrechtlich geschützten Werkes. Bisher gibt es keine einheitliche Rechtsprechung, was zu den vielen Klagen führt.
Können Künstler KI-Unternehmen daran hindern, ihre Werke zu nutzen?
Theoretisch ja, praktisch ist es eine immense Herausforderung. Künstler können rechtliche Schritte einleiten, wie es in den aktuellen Klagen der Fall ist. Einige Plattformen bieten mittlerweile Opt-out-Möglichkeiten oder Tags an, die signalisieren sollen, dass Inhalte nicht für das KI-Training verwendet werden dürfen. Das Problem ist die schiere Masse der im Internet verfügbaren Daten und die Schwierigkeit, die Herkunft jedes einzelnen Datenpunkts in einem riesigen Trainingsdatensatz nachzuvollziehen.
Welche Auswirkungen könnte dieses Gerichtsverfahren für die KI-Branche haben?
Dieses Verfahren könnte einen Präzedenzfall schaffen. Sollten Disney und Universal erfolgreich sein, könnte dies bedeuten, dass KI-Unternehmen zukünftig deutlich strengere Regeln für das Sammeln und Nutzen von Trainingsdaten beachten müssen. Dies könnte zu umfangreichen Lizenzierungen, teuren Schadensersatzzahlungen und einer Verlangsamung der Entwicklung im Bereich der generativen KI führen, da der Zugang zu Trainingsdaten eingeschränkt oder erheblich teurer werden würde. Es könnte auch neue Geschäftsmodelle für Content-Lizenzen entstehen lassen.
Praxistest: Minions mit Lichtschwert – So reagieren aktuelle KI-Bildgeneratoren
Die Klage von Disney und Universal gegen Midjourney wirft eine entscheidende Frage auf: Wie agieren eigentlich andere KI-Bildgeneratoren, wenn es um urheberrechtlich geschützte Charaktere geht? Wenn Midjourney verklagt wird, müssten konsequenterweise nicht alle auf dem Markt befindlichen KI-Bildgeneratoren mit ähnlichen Vorwürfen rechnen?
Wir haben den Test gemacht und einen identischen Prompt an verschiedene, aktuelle KI-Bildgeneratoren gesendet. Ziel war es, zu sehen, inwiefern sie den Minion-Charakter erkennen und mit einem Lichtschwert (eine Anspielung auf Star Wars, ebenfalls Disney-Besitz) kombinieren, während sie gleichzeitig Text über die aktuelle Klage generieren. Die Ergebnisse sind aufschlussreich und zeigen die unterschiedlichen Ansätze der Modelle beim Umgang mit prominenten Marken und Textintegration.
Der von uns verwendete Prompt lautete immer:
Photorealistic image of a minion with a lightsaber, including text about Disney and Universal's lawsuit against Midjourney over copyright infringement, focusing on the use of characters like Darth Vader, Elsa, and the Minions in AI training data.

Dieses Bild wurde mit Grok von xAI erzeugt, die auf den Bildgenerator von Black Forest Labs setzen.
Dieses Bild wurde mit Reve erstellt.
OpenAI GPT-Image-1 weigerte sich – als einziges Bildmodell in unserem Kurztest – ein Bild zu erzeugen.
Dieses Bild wurde mit LeonardoAI erzeugt.
Dieses Bild wurde mit Midjourney v7 erzeugt.
Fazit: Ein epochaler Kampf um die digitale Kreativität
Die Klage von Disney und Universal gegen Midjourney ist mehr als nur ein weiterer Rechtsstreit. Sie ist ein epochaler Kampf um die Zukunft der digitalen Kreativität und des geistigen Eigentums im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Es geht um die Grundsatzfrage, wem die kreativen Werke gehören, die unsere Kultur prägen, und ob KI-Unternehmen das Recht haben, sich an diesen Werken ohne Kompensation zu bedienen.
Die Unterhaltungsindustrie, die maßgeblich auf dem Schutz ihres geistigen Eigentums aufbaut, sendet ein klares Signal: Diebstahl ist Diebstahl, auch wenn er durch komplexe Algorithmen geschieht. Der Ausgang dieses Verfahrens wird nicht nur Midjourney und die klagenden Studios betreffen, sondern weitreichende Auswirkungen auf die gesamte KI-Branche haben. Er könnte definieren, wie KI-Modelle in Zukunft trainiert werden dürfen, welche Inhalte dafür verwendet werden können und welche Rechte den Kreativen zustehen, deren Werke die Grundlage für die „intelligenten“ Schöpfungen bilden.
Du darfst gespannt sein, denn dieses Urteil wird die Weichen für die Symbiose – oder den Konflikt – zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz neu stellen. Es geht um nicht weniger als die Definition von Wert und Eigentum in unserer zunehmend digitalisierten Welt.
www.KINEWS24-academy.de – KI. Direkt. Verständlich. Anwendbar.
Quellen
- The New York Times: Disney and Universal Sue A.I. Firm for Copyright Infringement
- Forbes Interview mit David Holz (2022)
- Reuters: Disney, Universal sue AI firm Midjourney over copyrighted characters
- Los Angeles Times Artikel zur Kritik der WGA (Februar 2025)
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