Das Internet steht vor einer Revolution, die so fundamental sein könnte wie die Erfindung von RSS. Jahrelang haben KI-Unternehmen ungestraft riesige Datenmengen von Webseiten „gescraped“, um ihre Modelle wie ChatGPT zu trainieren – oft gegen den Willen der Ersteller. Doch damit könnte jetzt Schluss sein. Ein neuer, offener Standard namens Really Simple Licensing (RSL) tritt an, um die Spielregeln neu zu schreiben. Was, wenn jede Webseite, jeder Blog und jeder Creator plötzlich genau festlegen könnte, wer für seine Daten bezahlen muss – und wie viel?
Diese Frage ist keine Zukunftsmusik mehr. Tech-Giganten wie Reddit, Yahoo, Quora und Medium ziehen bereits mit und unterstützen diesen neuen Pakt. Angeführt von einem der Väter des RSS-Feeds, Eckart Walther, formiert sich eine Allianz, die dem Wildwuchs des Datenklaus ein Ende setzen und ein faires, skalierbares Geschäftsmodell für das gesamte Web etablieren will. In diesem Deep Dive analysieren wir, wie der RSL Standard funktioniert, was er für dich als Publisher bedeutet und ob er wirklich die Macht hat, die Tech-Giganten in die Knie zu zwingen.
Dieser Artikel zeigt dir alles, was du über den RSL Standard wissen musst: Von der technischen Implementierung über die verschiedenen Lizenzmodelle bis hin zu den rechtlichen Hürden. Wir geben dir eine klare Roadmap, wie du dich auf diese neue Ära vorbereiten kannst und warum dies die größte Chance für Content-Ersteller seit Jahren sein könnte.
Wie dringend das Thema ist, zeigt auch, dass Anthropic gerade 1.5 Milliarden (!) an Zahlungen für Copyright-Verletzung zugestimmt hat. Zwar sieht der Richter noch weiteren Klärungsbedarf, aber der Weg ist klar. Kostenfreies Scraping von Daten wird nicht weiterhin geduldet.
Das Wichtigste in Kürze: Der Really Simple (RSL) Licensing Standard erklärt
- Neuer Web-Standard: RSL (Really Simple Licensing) ist ein offenes Protokoll, das es Web-Publishern ermöglicht, Lizenz- und Zahlungsbedingungen für die Nutzung ihrer Inhalte durch KI-Systeme festzulegen.
- Erweiterung von
robots.txt
: Der Standard baut auf der bekanntenrobots.txt
-Datei auf. Statt nur den Zugriff zu erlauben oder zu verbieten, können nun detaillierte, maschinenlesbare Lizenzbedingungen hinterlegt werden. - Flexible Monetarisierung: Publisher können verschiedene Modelle wählen, z.B. eine Abo-Gebühr, eine einmalige Zahlung pro Crawl (
pay-per-crawl
) oder eine Vergütung pro KI-Antwort, die auf ihren Inhalten basiert (pay-per-inference
). - Starke Allianz: Große Marken wie Reddit, Yahoo, Quora, Medium, Ziff Davis und O’Reilly unterstützen den Standard bereits und bilden das „RSL Collective“, eine Rechteverwertungsgesellschaft nach dem Vorbild der Musikindustrie (ASCAP).
- Die Gründer: Hinter dem Projekt stehen Eckart Walther, einer der Miterfinder des RSS-Standards, und Doug Leeds, ehemaliger CEO von Ask.com und IAC Publishing.
- Technische Durchsetzung: Allein kann RSL Bots nicht blockieren. Die Durchsetzung erfolgt in Partnerschaft mit Content Delivery Networks (CDNs) wie Fastly, die als „Türsteher“ fungieren und nur zahlungswillige KI-Crawler auf die Seite lassen.
- Ziel: RSL soll ein faires und skalierbares Geschäftsmodell für Content-Ersteller im KI-Zeitalter schaffen und dem unlizenzierten Scraping von Trainingsdaten ein Ende setzen.
Was ist der Really Simple Licensing Standard? Ein technischer Deep-Dive
Der Kern des RSL Standards ist weitaus mächtiger als eine einfache Erweiterung der robots.txt
. RSL definiert eine eigene, standardisierte Sprache auf XML-Basis, um Lizenzrechte präzise und maschinenlesbar zu formulieren. Diese RSL-Anweisungen können dann in die robots.txt
eingebettet, aber auch direkt in Webseiten, HTTP-Header, Mediendateien oder sogar RSS-Feeds integriert werden.
Statt einer vagen Bitte an Crawler definierst du einen echten, rechtlich bindenden Vertrag. Das Herzstück ist die RSL-Datei, die wie folgt aufgebaut ist:
Beispiel für eine RSL-Anweisung mit Zahlungsaufforderung:
XML
<rsl xmlns="https://rslstandard.org/rsl">
<content url="/">
<license>
<permits type="usage">train-ai</permits>
<payment type="subscription">
<custom>https://deine-webseite.de/kontakt</custom>
</payment>
</license>
</content>
</rsl>
In diesem Beispiel wird festgelegt:
<content url="/">
: Die Regeln gelten für die gesamte Webseite.<permits type="usage">train-ai</permits>
: Die erlaubte Nutzung ist das Training von KI.<payment type="subscription">
: Die Vergütungsart ist ein Abonnement.<custom>
: Für den Abschluss der Lizenz muss der KI-Anbieter Kontakt aufnehmen.
Die Spezifikation ist extrem detailliert und erlaubt es dir, Nutzungsarten (train-ai
, ai-summarize
), Nutzergruppen (commercial
, education
) und sogar geografische Regionen (US
, EU
) zu definieren.
Die Rolle des RSL Collective: Das „ASCAP“ für das Web
Technik allein reicht nicht aus, es braucht auch eine Organisation, die verhandelt, Gelder einsammelt und Rechte durchsetzt. Hier kommt das RSL Collective ins Spiel. Diese neu gegründete Rechteverwertungsgesellschaft agiert ähnlich wie die ASCAP in der Musikindustrie, die Lizenzgebühren für Musiker einsammelt.
Aufgaben des RSL Collective:
- Standardisierung: Es entwickelt und pflegt den RSL Standard.
- Bündelung: Es vereint Tausende Publisher unter einem Dach, um die Verhandlungsmacht gegenüber großen KI-Konzernen zu erhöhen.
- Inkasso: Es sammelt die Lizenzgebühren von KI-Firmen ein und verteilt sie an die Mitglieder.
- Rechtsdurchsetzung: Es führt im Namen aller Mitglieder rechtliche Schritte gegen Unternehmen, die sich nicht an die Regeln halten. Die Kosten werden gemeinschaftlich getragen.
Die Mitgliedschaft ist für Publisher und Creator kostenlos, was die Eintrittshürde extrem niedrig macht.
Praktische Umsetzung: Dein 5-Schritte-Plan zur RSL-Strategie
Auch wenn der Standard brandneu ist, solltest du als Webseitenbetreiber jetzt schon eine Strategie entwickeln. Hier ist ein praktischer Leitfaden, wie du dich vorbereiten kannst.
- Content-Audit durchführen: Bewerte deine Inhalte. Welche sind besonders wertvoll für KI-Trainingsdaten? Handelt es sich um einzigartige Analysen, exklusive Daten, Fachartikel oder kreative Texte?
- Das richtige Lizenzmodell wählen:
- Pay-per-Crawl: Ideal für Webseiten mit riesigen Archiven (z.B. Nachrichtenportale, Foren). Jeder Zugriff kostet einen kleinen Betrag.
- Subscription (Abo): Sinnvoll, wenn du regelmäßig hochwertige, aktuelle Inhalte produzierst. KI-Firmen zahlen eine monatliche oder jährliche Pauschale.
- Pay-per-Inference: Das fortschrittlichste Modell. Du wirst bezahlt, wenn eine KI eine Antwort generiert, die nachweislich auf deinen Daten basiert. Technisch anspruchsvoll, aber potenziell sehr lukrativ.
- Kostenlose Lizenz (mit Bedingungen): Du erlaubst die Nutzung, forderst aber z.B. eine klare Quellenangabe (Attribution) in den KI-Antworten.
- Technische Partner evaluieren: Prüfe, ob dein Hoster oder CDN-Anbieter (wie Fastly) bereits plant, RSL zu unterstützen. Ohne einen „Türsteher“ ist die Durchsetzung schwierig.
- Dem RSL Collective beitreten: Registriere dich beim Collective (sobald öffentlich verfügbar), um von der gemeinsamen Verhandlungsmacht und dem Rechtsschutz zu profitieren.
robots.txt
vorbereiten: Halte deinerobots.txt
-Datei sauber und bereit für die Implementierung der RSL-Anweisungen, sobald die finalen Spezifikationen veröffentlicht sind.
Vergleich: Really Simple Licensing vs. Bisherige Methoden
Dimension | RSL Standard | Individuelle Deals (z.B. Reddit/Google) | robots.txt (Disallow) | Rechtliche Schritte |
Skalierbarkeit | Sehr hoch (für alle Webseiten) | Sehr gering (nur für Big Player) | Hoch, aber ineffektiv | Sehr gering (teuer, langwierig) |
Monetarisierung | Ja, direkt und automatisiert | Ja, aber mit hohem Aufwand | Nein | Nur bei Erfolg (Schadensersatz) |
Durchsetzung | Automatisiert via CDN-Partner | Vertraglich geregelt | Keine (freiwillig) | Durch Gerichte |
Aufwand | Gering (einmalige Einrichtung) | Sehr hoch (Verhandlungen, Verträge) | Minimal | Extrem hoch |
Effektivität | Hoch (bei breiter Adaption) | Hoch (für den Einzelnen) | Gering (wird oft ignoriert) | Unsicher und langsam |
Expertenmeinung: Ein Paradigmenwechsel für das Internet
Der RSL Standard ist keine Nischenidee – er wird von einflussreichen Persönlichkeiten und Unternehmen der Tech- und Medienbranche unterstützt. Ihre Stimmen unterstreichen die Dringlichkeit und das Potenzial der Initiative.
„So wie RSS einst die Veröffentlichung von Inhalten revolutionierte, müssen sich die Regeln heute weiterentwickeln, da KI-Systeme dieselben Inhalte ohne Erlaubnis oder Vergütung aufnehmen und wiederverwenden. RSL baut direkt auf dem Erbe von RSS auf und liefert die fehlende Lizenzierungsebene für das KI-gesteuerte Internet.“ – Tim O’Reilly, CEO von O’Reilly Media
„Publisher sind für den Erfolg der KI-Ära unerlässlich und müssen fair entlohnt werden. RSL bringt die Branche voran – von der reinen Blockade nicht autorisierter Crawler hin zur Festlegung unserer Lizenzbedingungen für alle KI-Anwendungsfälle im globalen Maßstab des Webs.“ – Neil Vogel, CEO von People Inc.
„Der Start des RSL Standards ist eine zeitgemäße und notwendige Antwort auf die sich wandelnde Ökonomie des Webs. Indem RSL es Publishern leicht macht, Lizenzbedingungen zu definieren und durchzusetzen, legt es den Grundstein für ein gesundes Content-Ökosystem.“ – Simon Wistow, Mitgründer von Fastly
Fallstudien: Wie RSL die Spielregeln ändert
Fallstudie 1: Der kleine Fachblog Ein hochspezialisierter Blog über Quantencomputing hat einzigartige Inhalte, ist aber zu klein, um einen Deal mit OpenAI auszuhandeln. Bisher wurden seine Inhalte ohne Vergütung für das Training von KI-Modellen genutzt.
- Mit RSL: Der Blog-Betreiber tritt dem RSL Collective bei und implementiert ein
Pay-per-Inference
-Modell. Jedes Mal, wenn eine KI eine komplexe Frage zu Quantencomputing mit Hilfe seiner Artikel beantwortet, erhält er eine Mikro-Zahlung. Aus vielen kleinen Zahlungen wird ein neuer, signifikanter Einnahmestrom.
Fallstudie 2: Das große Nachrichtenportal Ein Nachrichtenportal mit einem Archiv von Millionen Artikeln (z.B. Yahoo) möchte sein Archiv monetarisieren.
- Mit RSL: Das Portal implementiert ein
Pay-per-Crawl
-Abo-Modell. KI-Unternehmen zahlen eine monatliche Gebühr für den vollen Zugriff auf das Archiv zu Trainingszwecken. Dies schafft eine planbare und skalierbare Einnahmequelle, die den Wert des über Jahrzehnte aufgebauten Contents widerspiegelt. Reddit’s Deal mit Google über geschätzte $60 Millionen pro Jahr zeigt, welches Potenzial hier schlummert.
Mehr als Webseiten: RSL schützt auch Bücher, Videos und Datensätze
Eine der revolutionärsten Fähigkeiten des RSL Standards geht weit über das Scrapen von öffentlichen Webseiten hinaus: die sichere Lizenzierung von nicht-öffentlichen, proprietären Inhalten.
Stell dir vor, du möchtest ein E-Book, einen Videokurs oder einen wertvollen Datensatz an ein KI-Unternehmen lizenzieren, ohne dass die Datei unkontrolliert weitergegeben wird. RSL löst dieses Problem durch ein integriertes Verschlüsselungssystem.
So funktioniert es:
- Verschlüsselung: Du verschlüsselst deine Datei (z.B.
mein-buch.epub
wird zumein-buch.epub.aes
). - Lizenz-Server: In deiner RSL-Datei verweist du auf einen „RSL License Server“. Dieser Server verwaltet die kryptografischen Schlüssel.
- API-basierte Freigabe: Ein KI-Unternehmen, das deine Datei nutzen will, muss sich über eine standardisierte API (das „Open Licensing Protocol“, OLP) beim Lizenz-Server authentifizieren. Dieses Protokoll basiert auf dem Industrie-Standard OAuth 2.0.
- Schlüsselübergabe: Nach erfolgreicher Lizenzprüfung (z.B. Bezahlung) erhält der Client über die API den passenden Schlüssel, um die Datei zu entschlüsseln.
Dieses System ersetzt unsichere Passwörter und proprietäre Einzellösungen durch einen offenen, sicheren Standard. Es ermöglicht erstmals einen skalierbaren, geschützten Handel mit hochwertigen Inhalten für die KI-Ära.
Häufige Fehler & Herausforderungen bei der Einführung
- Die größte Hürde: Die Akzeptanz der KI-Firmen. Der Erfolg von RSL hängt einzig und allein davon ab, ob die großen KI-Labore wie OpenAI, Google, Anthropic und Meta mitspielen. Der Druck durch die Allianz großer Publisher ist das wichtigste Pfund.
- Technische Fragmentierung: Wenn nicht genügend CDN-Anbieter die „Türsteher“-Funktion implementieren, bleibt die Durchsetzung für viele Publisher ein zahnloser Tiger.
- Komplexität der Nachverfolgung: Besonders das
Pay-per-Inference
-Modell ist technisch schwer zu überwachen. Es erfordert Transparenz von den KI-Firmen, die diese bisher nicht immer gezeigt haben. - Die rechtliche Grauzone: Obwohl RSL die Absicht klar kommuniziert, bleibt die Frage, ob das Training mit öffentlich zugänglichen Daten unter „Fair Use“ fällt, in vielen Ländern juristisch umstritten. RSL ist ein Versuch, Fakten zu schaffen, bevor die Gerichte endgültig entscheiden.
Zukunftsausblick Really Simple Licensing: Beginnt jetzt das „bezahlte Web 3.0“?
Der RSL Standard ist mehr als nur ein technisches Protokoll. Er ist ein fundamentaler Versuch, die Wertschöpfungskette im Internet neu zu justieren. Wenn sich der Standard durchsetzt, könnten wir am Anfang einer neuen Ära stehen:
- Höherwertige KI-Modelle: KI-Firmen, die für Daten bezahlen, werden selektiver. Dies könnte zu besser kuratierten, qualitativ hochwertigeren Trainingsdatensätzen und somit zu besseren KI-Modellen führen.
- Neue Einnahmequellen für Creator: Journalisten, Blogger, Fotografen und Foren-Betreiber erhalten eine faire Vergütung für ihre Arbeit und können in die Erstellung neuer, hochwertiger Inhalte investieren.
- Ein transparenterer Markt: Anstelle geheimer Deals zwischen wenigen Giganten entsteht ein offener Marktplatz für KI-Trainingsdaten.
Allerdings wird der Weg steinig sein. KI-Unternehmen könnten versuchen, RSL zu umgehen oder eigene, geschlossene Systeme zu etablieren. Die nächsten 12-24 Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Vision von Walther und Leeds Realität wird oder eine Utopie bleibt.
Empfohlene Tools & Ressourcen
- RSL Collective: Die offizielle Anlaufstelle für Publisher, um sich der Initiative anzuschließen (Link folgt bei Live-Schaltung).
- Fastly: Einer der ersten CDN-Partner, der die technische Durchsetzung von RSL-Lizenzen ermöglicht.
- robots.txt Tester: Tools von Google und anderen Anbietern, um die eigene
robots.txt
-Datei auf korrekte Syntax zu prüfen. - Creative Commons: Zum Vergleich und Verständnis verschiedener offener Lizenzmodelle.
- Nachrichtenquellen: Verfolge Tech-Publikationen wie TechCrunch und The Verge, um über die Adaption von RSL auf dem Laufenden zu bleiben.
Häufig gestellte Fragen zum RSL Standard
1. Was ist der Unterschied zwischen RSL und Creative Commons (CC)?
Creative Commons ist ein Satz von Standardlizenzen, die es Urhebern ermöglichen, ihre Werke zur kostenlosen Nutzung unter bestimmten Bedingungen freizugeben (z.B. Namensnennung). RSL ist hingegen ein Protokoll, das explizit für die kommerzielle Lizenzierung von Inhalten an KI-Systeme entwickelt wurde und auf Bezahlung abzielt.
2. Ist die Mitgliedschaft im RSL Collective wirklich kostenlos für Publisher?
Ja, laut den Gründern ist der Beitritt für Content-Ersteller und Publisher kostenlos. Das Collective finanziert sich voraussichtlich über einen prozentualen Anteil der eingetriebenen Lizenzgebühren, ähnlich wie andere Verwertungsgesellschaften.
3. Kann ich RSL auch als kleiner Blogger nutzen?
Absolut. Das ist einer der Hauptvorteile. Während bisher nur riesige Konzerne wie Reddit individuelle Deals aushandeln konnten, ermöglicht RSL jedem Webseitenbetreiber, seine Inhalte zu monetarisieren, indem er sich der kollektiven Verhandlungsmacht anschließt.
4. Was passiert, wenn eine KI-Firma die RSL-Anweisungen einfach ignoriert?
Technisch wird der Zugriff durch CDN-Partner wie Fastly blockiert. Rechtlich bündelt das RSL Collective die Ansprüche seiner Mitglieder und kann Klagen im Namen Tausender Publisher einreichen, was das Prozessrisiko für ignorante KI-Firmen massiv erhöht.
5. Wann kann ich den RSL Standard auf meiner Webseite implementieren?
Der Standard wurde im September 2025 angekündigt. Die finalen technischen Spezifikationen und die breite Unterstützung durch Tools und CDNs dürften in den kommenden Monaten folgen. Es ist ratsam, die Entwicklungen aktiv zu verfolgen.
6. Blockiert RSL auch normale Suchmaschinen wie Google?
Nein. Die RSL-Anweisungen in der robots.txt
können spezifisch auf KI-Trainingsbots (User-agent
) ausgerichtet werden. Normale Crawler für die Websuche (wie Googlebot oder Bingbot) können weiterhin wie gewohnt zugelassen werden.
7. Wie wird „Pay-per-Inference“ technisch nachgewiesen?
Dies ist technisch anspruchsvoll, aber durch das Open Licensing Protocol (OLP) standardisiert lösbar. Der Prozess sieht so aus:
Der Lizenz-Server validiert diese Meldung und verbucht die Vergütung für dich. Dieser Prozess erfordert Kooperation und ehrliches Reporting der KI-Anbieter, aber die standardisierte API-Schnittstelle (OLP) schafft die technische Grundlage dafür und macht die Einhaltung überprüfbar.
Ein KI-Modell erhält eine Lizenz für deine Inhalte über einen RSL License Server.
Wenn das Modell eine Antwort generiert, die auf deinen Daten basiert, muss es eine Meldung an den Lizenz-Server senden, um die Nutzung zu protokollieren.
Fazit Really Simple Licensing: Eine dringend nötige Revolution für Content Creator
Der RSL Standard ist nicht weniger als der ambitionierte Versuch, dem „Wilden Westen“ des KI-Trainings ein Ende zu setzen. Er schafft eine technische und rechtliche Grundlage, auf der ein fairer Ausgleich zwischen den Erstellern von Inhalten und den Verwertern dieser Inhalte stattfinden kann. Die Idee, die bewährte robots.txt
-Datei zu einem smarten Vertragswerkzeug aufzuwerten, ist ebenso einfach wie genial. Der Erfolg des Vorhabens wird davon abhängen, ob die geballte Macht der teilnehmenden Publisher ausreicht, um die KI-Giganten an den Verhandlungstisch zu zwingen.
Für dich als Publisher, Blogger oder Creator ist die Botschaft klar: Die Zeit, in der deine Arbeit als kostenloses Futter für milliardenschwere KI-Modelle diente, neigt sich dem Ende zu. RSL gibt dir erstmals ein realistisches Werkzeug an die Hand, um am Wert deiner eigenen Daten zu partizipieren. Es ist ein Aufruf zur Solidarität im Web. Je mehr Publisher sich hinter dem Standard versammeln, desto unausweichlicher wird er für die KI-Industrie.
Der nächste Schritt ist, sich zu informieren, die eigenen Inhalte zu bewerten und die technische Entwicklung genau zu beobachten. Der RSL Standard hat das Potenzial, die ökonomischen Grundlagen des Internets neu zu definieren. Es liegt an der Gemeinschaft der Content-Ersteller, diese Chance zu ergreifen und ein faires, nachhaltiges und innovatives Web für die KI-Ära zu gestalten. Die Weichen für 2026 werden jetzt gestellt.
Quellen und weiterführende Literatur
- Roth, Emma. (2025, September 10). „The web has a new system for making AI companies pay up“. The Verge. Abgerufen von https://www.theverge.com/news/775072/rsl-standard-licensing-ai-publishing-reddit-yahoo-medium
- Brandom, Russell. (2025, September 10). „RSS co-creator launches new protocol for AI data licensing“. TechCrunch. Abgerufen von https://techcrunch.com/2025/09/10/rss-co-creator-launches-new-protocol-for-ai-data-licensing/
- RSL Really Simple Licensing
- Offizielle Webseite von
robots.txt
(zur Referenz): https://www.robotstxt.org/ - Informationen zur ASCAP (als Vergleichsmodell): https://www.ascap.com/
- Webseite von Fastly (CDN-Partner): https://www.fastly.com/
- Analyse zum Thema Copyright und KI-Training (Beispielartikel): https://www.copyright.gov/ai/
- Bericht über Reddit’s KI-Datenlizenzierungsdeal mit Google: https://www.reuters.com/technology/reddit-ai-content-licensing-deal-with-google-sources-say-2024-02-22/
- Informationen zur Klage von The New York Times gegen OpenAI: https://www.nytco.com/press/nyt-sues-microsoft-and-openai/
- Website von Creative Commons (zum Vergleich von Lizenzmodellen): https://creativecommons.org/
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