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Shawn Shan: Der Innovator, der Künstlern hilft, sich gegen ausbeuterische KI zu wehren

Von Oliver Welling
Shawn Shan: Der Innovator, der Künstlern hilft, sich gegen ausbeuterische KI zu wehren

Künstler weltweit standen vor einer Herausforderung, als KI-Modelle wie DALL-E 2, Midjourney und Stable Diffusion die kreative Welt betraten und Kunstwerke im Stil echter Künstler im Handumdrehen nachahmten. Plötzlich fanden sich viele Werke in gigantischen Datensätzen wieder – ohne Zustimmung, ohne Entlohnung, ohne Anerkennung. Die Antwort darauf? Eine Reihe innovativer Werkzeuge, entwickelt von einem jungen, brillanten Geist: Shawn Shan, einem 26-jährigen PhD-Studenten der Informatik an der University of Chicago. Mit seinen Tools Glaze und Nightshade bietet Shan den Künstlern Mittel, ihre Werke vor den Fängen der generativen KI zu schützen und setzt ein Zeichen gegen die schleichende Übernahme menschlicher Kreativität durch Maschinen.

Das musst du wissen – Shawn Shan und der Kampf gegen generative KI

  • Glaze: Ein Werkzeug, das den Stil von Kunstwerken unsichtbar für KI-Modelle macht und damit das Kopieren erschwert.
  • Nightshade: Ein Algorithmus, der Bilder mit unsichtbaren „Giften“ versieht, die KI-Modelle beim Training beschädigen können.
  • Künstlerbeteiligung: Über 1.000 Künstler wurden konsultiert, um die Werkzeuge passgenau auf deren Bedürfnisse abzustimmen.
  • Erfolge: Über 3,5 Millionen Downloads von Glaze und 700.000 Downloads von Nightshade sowie mehrere Auszeichnungen.
  • Zukunft: Geplante Erweiterungen in andere Branchen wie Musik, Gaming und Journalismus.

Glaze und Nightshade entstanden aus einem tiefen Verständnis für die Not der Künstler und aus einer persönlichen Motivation, die Rechte der Kreativschaffenden gegen die Übermacht der KI-Giganten zu verteidigen. Shan selbst ist kein Neuling auf dem Gebiet der KI-Sicherheit und des Datenschutzes. Bereits als Student war er Teil des Teams, das Fawkes entwickelte – eine Technologie, die Gesichter vor der Erkennung durch Gesichtserkennungssoftware schützt. Doch die Idee für Glaze und Nightshade wurde geboren, als Shan in Gesprächen mit Künstlern erfuhr, wie drastisch sich die generative KI auf ihre Karrieren und Lebensgrundlagen auswirkte. Viele verloren Aufträge an AI-generierte Kunstwerke; einige wurden sogar gebeten, KI-Tools selbst zu nutzen und dafür geringere Honorare zu akzeptieren. Eine Branche, die vom persönlichen Ausdruck lebt, sah sich in Gefahr, von Algorithmen erdrückt zu werden.

Glaze und Nightshade: Eine Antwort auf eine unfaire KI-Welt

Shan, zusammen mit seinen Beratern Ben Zhao und Heather Zheng, wollte nicht nur ein Werkzeug schaffen, sondern eine Waffe. Sie befragten über tausend Künstler und sammelten präzise, was gebraucht wurde. So entstand Glaze – ein Algorithmus, der Kunstwerke mit unsichtbaren Veränderungen auf Pixelebene versieht. Diese Veränderungen sind für das menschliche Auge unsichtbar, verwirren jedoch die Mustererkennung von KI-Algorithmen und verhindern so, dass der Stil eines Künstlers für das Training solcher Modelle verwendet werden kann. Der Effekt? Die KI kann den Stil nicht exakt nachahmen. Es ist eine Art digitales Schutzschild, das die künstlerische Handschrift vor den lauernden Augen der Künstlichen Intelligenz verbirgt.

Nightshade geht noch einen Schritt weiter. Dieser fortschrittlichere Algorithmus fügt den Bildern ein „Gift“ hinzu – subtile Pixelanomalien, die, wenn sie in die Trainingsdaten von KI-Modellen eingespeist werden, deren Effizienz und Genauigkeit massiv beeinträchtigen können. Das Ziel ist es, die Integrität und Verlässlichkeit der Modelle langfristig zu schädigen, sollte ein Unternehmen oder eine Organisation die geschützten Bilder ohne Einwilligung nutzen. Für Künstler bedeutet dies nicht nur Schutz, sondern auch eine Form der Rückeroberung ihrer Kontrolle über ihr geistiges Eigentum.

Reaktionen und Widerstände

Die Veröffentlichung von Glaze und Nightshade löste eine Welle von Reaktionen aus. Auf der einen Seite stand die Begeisterung der Künstlergemeinschaft, die endlich Werkzeuge in der Hand hatte, um sich gegen die unfaire Praxis der Datenextraktion zu wehren. Mehr als 3,5 Millionen Downloads von Glaze und 700.000 Downloads von Nightshade sprechen eine deutliche Sprache. Beide Tools wurden sogar auf Plattformen wie Cara integriert, einer neuen Kunstplattform, die Künstlern erlaubt, ihre Werke direkt beim Hochladen zu schützen.

Doch auf der anderen Seite formierte sich auch Widerstand. Befürworter generativer KI und große Technologiekonzerne versuchten wiederholt, die Schutzmechanismen von Glaze zu durchbrechen. „Die Reaktionen waren überwältigend und stressig,“ gesteht Shan. Doch die Widerstandsfähigkeit seiner Technologie erwies sich als robust. Nicht zuletzt wurde Glaze auf der Usenix Security Symposium, einer renommierten Konferenz für Computersicherheit, mit dem Internet Defense Prize ausgezeichnet. Ein deutliches Zeichen, dass die Arbeit von Shan und seinem Team ernst genommen wird.

Mehr als nur ein technischer Durchbruch

Für Shawn Shan ist seine Arbeit jedoch mehr als nur eine technische Herausforderung. Es ist ein persönliches Engagement für eine gerechtere digitale Welt. „Momentan sind die KI-Giganten alle private Unternehmen, und ihre Aufgabe ist es nicht, Menschen und Gesellschaft zu schützen“, sagt Shan. „Ihre Aufgabe ist es, die Aktionäre glücklich zu machen.“ Er glaubt, dass es möglich sein muss, Künstler zu schützen und gleichzeitig zu zeigen, dass eine Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine nicht zwangsläufig auf Kosten der Kreativität und Rechte der Schöpfer gehen muss.

Karla Ortiz, eine Künstlerin, die mit Shan an der Entwicklung von Glaze gearbeitet hat und gleichzeitig an einer Sammelklage gegen KI-Unternehmen wegen Urheberrechtsverletzungen beteiligt ist, sieht in ihm einen außergewöhnlichen Partner. „Sie machen das, weil sie leidenschaftlich für eine Gemeinschaft sind, die ausgenutzt wurde“, sagt sie. Shan hat nicht nur die technische Expertise, sondern auch das emotionale und ethische Verständnis, das notwendig ist, um Künstler und Technologie zu verbinden. Sein Mentor, Ben Zhao, beschreibt Shan als jemanden, der über eine seltene Fähigkeit verfügt, „Punkte über Disziplinen hinweg zu verbinden“. Eine Gabe, die sich in der Entwicklung dieser bahnbrechenden Werkzeuge widerspiegelt.

Die Zukunft von Glaze und Nightshade

Shan ist überzeugt, dass seine Arbeit hier noch nicht endet. Mit Blick auf die Zukunft plant er, die Funktionen von Glaze und Nightshade weiter zu verfeinern und sie auf andere kreative Industrien auszuweiten. Er denkt dabei an die Musikbranche, die Gaming-Industrie und sogar den Journalismus. Seine Vision ist es, diese Schutzwerkzeuge so weit wie möglich zu verbreiten und damit das Gleichgewicht zwischen mächtigen KI-Unternehmen und den Menschen, deren Kreativität und Wissen sie nutzen, wiederherzustellen. Auch die Entwicklung von Werkzeugen zur Prüfung und Regulierung von KI-Modellen steht auf seiner Agenda – ein weiterer Schritt, um Transparenz und Verantwortung in die Welt der Künstlichen Intelligenz zu bringen.

Für Shan ist klar: „Ich werde in diesem Projekt für immer sein.“ Seine Arbeit steht exemplarisch für den Kampf um Gerechtigkeit im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Sie zeigt, dass auch Einzelne Großes bewirken können, wenn sie entschlossen sind, sich gegen Ungerechtigkeiten zu stellen und ihre Fähigkeiten und ihr Wissen zum Schutz der Gemeinschaft einzusetzen.

Fazit: Shawn Shan und der Kampf um kreative Rechte in einer KI-dominierten Welt

Die Innovationen von Shawn Shan, vertreten durch Glaze und Nightshade, haben die Welt der kreativen Rechte nachhaltig verändert. Wo Künstler einst ihre Werke den datengierigen Maschinen preisgegeben sahen, steht nun eine Mauer der Verteidigung. Shan zeigt, dass Technologie nicht nur Werkzeug der Ausbeutung sein muss, sondern auch zum Schutz derer, die sie bedroht. Es ist ein stiller, aber entschlossener Aufstand gegen die digitale Übermacht. Ein klares Signal, dass Kreativität und Menschlichkeit auch im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz nicht untergehen müssen.

Shans Vision reicht weit über das hinaus, was heute möglich scheint. Die Idee, Schutztechnologien auf andere kreative Felder auszudehnen und gleichzeitig Mechanismen zur Regulierung der mächtigen KI-Industrie zu entwickeln, ist sowohl ambitioniert als auch notwendig. Künstler haben wieder eine Stimme – dank eines jungen Innovators, der Technik mit Ethik verknüpft.

Der Weg ist klar: Die digitale Revolution darf nicht nur den Großen und Mächtigen gehören. Dank Innovatoren wie Shawn Shan, die bereit sind, gegen den Strom zu schwimmen, haben auch die Kreativen eine Chance, ihre Werke zu schützen und ihre Rechte zu verteidigen.

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2024 Innovator of the Year: Shawn Shan builds tools to help artists fight back against exploitative AI

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